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Die »Erniedrigung des Lesens«

Computerexperte Prof. Joseph Weizendorf im Historischen Museum


Bielefeld (ak). Medien für alle? Schulen ans Netz? Verstärkte Förderung der E-Kompetenz? Zu dieser immer relevanter werdenden Debatte hat sich der Computerexperte und selbsternannte »Computerverwendungskritiker« Prof. Joseph Weizendorf aus Berlin im Rahmen einer Veranstaltung des »Regionet OWL« im Historischen Museum kritisch geäußert.
Er sah in der Verdrängung der Bibliotheken durch Internet und Computer eine Gefahr für die Sprachkompetenz des Einzelnen und eine »Erniedrigung des Lesens«. Computer seien keine informationsverarbeitenden Maschinen, sondern lediglich signalverarbeitende Instrumente und besäßen, so Weizenbaum, keinerlei Intelligenz. Im Hinblick auf die Erziehung der Schüler zu selbständig denkenden Menschen seien umfassende Konzepte notwendig, um die Verknüpfung und Einbindung anderer Medien wie Bücher und Musikinstrumente nicht zu vernachlässigen. Weizenbaum sprach von einer »Engführung durch reine Medienpädagogik, die eine universelle Bildung auf allen Gebieten verhindert«.
Prof. Gerhard Tulodziecki von der Universität Paderborn stellte die Frage nach dem Fortschritt von Multimedia für Schulen und betonte in diesem Zusammenhang den Nutzen von Computerarbeit für Organisation, Recherche und auch Unterhaltung. »Schülergerechte Lernsoftware, Experimentierumgebungen und Übungsprogramme fördern gute Leistungen im Unterricht mit digitalen Medien«, meinte Tulodziecki. Hierzu seien allerdings geeignete Konzepte erforderlich, da sich Medienkompetenz nicht nur durch deren Gebrauch auszeichne, sondern vor allem durch Verständnis und Reflexion der Informationen sowie durch deren Bewertung.

Artikel vom 30.05.2006