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Spaß haben auch
ohne Stadiontickets

Wo verfolgen Bielefelder Studenten die Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft? Vor dem heimischen Fernseher? Auf einer Großbildleinwand zusammen mit vielen anderen Fans? Oder hat der eine oder andere Glückspilz gar Eintrittskarten ergattert und kann das Spektakel live im Stadion miterleben? Laura-Lena Förster fragte für Scheinfrei nach.

Saskia Hebold-Heitz (24), die Mathematik und Biologie studiert und aus Bielefeld kommt, hat sich bei Freundin Daniela angekündigt, um mit ihr und Freunden im Garten auf einer Leinwand Fußball zu schauen. »Wir wechseln uns wahrscheinlich ab und schauen immer wo anders WM«, sagt sie. Um Karten hat sie sich erst gar nicht bemüht. »Ich habe nicht daran geglaubt, welche zu bekommen.«
Ein Spiel live im Stadion zu verfolgen, das ist für Ewa Madaj (18) aus Bielefeld nichts. Sie, die gerade ihr Abitur am Oberstufenkolleg macht und schon einige Vorlesungen in der Uni besucht hat, bleibt bewusst zu Hause. »Wenn es im Stadion ein Alkoholverbot gäbe, würde ich es mir vielleicht noch mal überlegen«, sagt sie. »Aber Männer sind schon verrückt genug. Wenn dann auch noch Alkohol im Spiel istÉ« Die Daumen drückt sie Brasilien und natürlich den Landsmännern aus Polen.
Michaela Bieta (24), die Germanistik und Literaturwissenschaft auf Magister studiert, kommt dieser Tage gerne auch spät abends zur Uni. Am 14. Juni wird sie sich um einen Platz im Hörsaal 1 bemühen. Anstoß 21 Uhr: Deutschland gegen Polen. Die übrigen Spiele schaut sie mit Freunden, der Familie - je nachdem, wo sich etwas ergibt.
Zuhause und das Vereinsheim des TuS Quelle - das sind für Yvonne Bock (24), Geschichtsstudentin auf Master, die beiden WM-Austragungsorte. Sie spielt selbst Fußball und freut sich sehr auf die WM, besonders auf die schwedische Mannschaft. »Die finde ich sympathisch«, sagt der bekennende Skandinavien-Fan. Weltmeister werde aber ein anderes Land: Brasilien.
Die 25-jährige Judith Lafhim aus Bünde, Studentin der Erziehungswissenschaft, hat sich vorgenommen, während der WM mindestens einmal in eine größere Stadt zu fahren, nach Dortmund oder Hannover beispielsweise. Das Drumherum, viele Menschen vor einer Leinwand, das reizt sie. Alternativ gehtÕs vielleicht auch mal in eine Kneipe in Bielefeld.
Für Sportstudent Steffen Walkenfort (24) aus Gütersloh begann die WM am Samstag im Dortmunder Stadion beim Spiel Schweden gegen Trinidad. Mit elf Leuten gingÕs schon morgens los. Schließlich waren auch die Spiele vorher und nachher einen Blick auf die Leinwand wert. Auf die WM eingestimmt hatte sich Steffen am Pfingstmontag beim Training der Portugiesen, so, wie viele andere Gütersloher.
Dennis Bellmann (21), ebenfalls aus Gütersloh und Informatik-Student, hat sich vorgenommen, alle 64 Spiele zu schauen. So lange in seiner Heimatstadt noch keine Großbildleinwand aufgestellt ist, wird er die WM in einer anderen Stadt oder in der Kneipe verfolgen. Danach bleibt er in Gütersloh, zusammen mit vielen, vielen Freunden: »Dann macht es am meisten Spaß.«
Mit dabei ist auch Kumpel und Kommilitone Joshua Kornfeld (21), der ebenso Informatik studiert und ebenso aus Gütersloh kommt. Auch sonst schließt er sich Dennis an: alle 64 Spiele werden geschaut und Deutschland holt den Titel. Außerhalb der WM interessiert Joshua sich übrigens überhaupt nicht für Fußball. »Die Bundesliga ist mir egal«, sagt er. »Da weiß ich nicht, wen ich anfeuern soll. Diese Frage stellt sich jetzt wohl nicht.«
Philip Jabs (25), Student der Sozialwissenschaften aus Herford, schaut sich gleich drei Spiele live an. Er hatte den richtigen Riecher. Als das Teilnehmerfeld noch gar nicht feststand, setzte er auf Ghana. Jetzt darf er die Mannschaft in der Vorrunde begleiten. Den Titel wünscht er aber einem anderen Land: Deutschland.
Zu Ghana hat auch Mathestudent Thomas von Gradowski (25) aus Herford dieser Tage eine besondere Beziehung. Drei Mal sitzt er in der Vorrunde im Stadion, zwei Mal, in Köln und Nürnberg, hat er sich extra eine Übernachtungsmöglichkeit arrangiert. Wer weiß, wann es in Deutschland wieder eine WM gibt.

Artikel vom 13.06.2006