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Afghanistan

Der Wind dreht erneut


Afghanistan steht an der Schwelle zu einem Krieg gegen seine Befreier von den Taliban. Der spontane Aufstand nach einem Verkehrsunfall zwischen US-Militärs und einem Taxi zeigt, wie explosiv die Stimmung ist.
Die Amerikaner - vermutlich aber auch kaum anders die deutschen und weiteren Nato-Truppen - gelten den Afghanen in den Südprovinzen und in Kabul als Feinde. Konkret hat das zur Folge, dass die Soldaten mehr für den Selbstschutz tun müssen, was ihre Kapazitäten zur Schaffung von Sicherheit und Ordnung mindert.
Afghanistan lebt seit dem Einmarsch der Sowjet-Truppen in den Weihnachtstagen 1979, andere sagen seit dem Putsch gegen den damaligen König 1973, mehr oder weniger im Kriegszustand. Als etwa die Taliban 1996 nach Kabul einrückten, wurden sie von der Bevölkerung als Befreier gefeiert. Schon wenig später errichteten eben diese Koran-Schüler die brutalste aller Terrorherrschaften am Hindukusch. Danach waren die Amerikaner willkommen. Inzwischen dreht sich der Wind einmal mehr - allerdings ist die neue Richtung noch ziemlich unklar.
In dieser wechselhaften Lage übernehmen jetzt also die Deutschen das Kommando über alle nicht-amerikanischen Truppenteile. Gut, dass die Bundeswehr längst genügend Erfahrung und Gelassenheit gesammelt hat, um auch diese Herausforderung hoffentlich schadlos zu überstehen. Reinhard Brockmann

Artikel vom 30.05.2006