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Ausbildungsmarkt

Pauschalkritik fehl am Platz


Drei bis vier Bewerber auf eine Lehrstelle. Zwei Drittel suchen länger als ein Jahr. Immer mehr geben ganz auf und werden als jugendliche Arbeitslose geführt. Braucht es mehr Worte, um die Dramatik auf dem Ausbildungsmarkt zu beschreiben?
Da nützt es auch nichts, die Schuld auf die anderen zu schieben. Auf die Unternehmer, die angeblich nur auf schnellen Reibach aus sind. Auf die Schulen, die nicht gut genug aufs Wirtschaftsleben vorbereiten. Auf die Eltern, die in ihrer Erziehung zu wenig Wert auf Fleiß, Höflichkeit und Pünktlichkeit legen. Auf die Jugendlichen selbst, die angeblich nicht mobil genug sind.
Es gibt Jugendliche, die sind höflich, fleißig und mit einigem Grips ausgestattet -Êund trotzdem ohne Ausbildungsplatz. Deshalb ist wirklich jede zusätzliche Lehrstelle willkommen -Êsogar die, die nur mit einem einheitlichen Niedriglohn vergütet wird. Fehl am Platz ist jedoch eine pauschale Kritik an den Tariflöhnen für Lehrlinge. Wer sich - vielleicht gar im Anschluss an ein kostenloses Praktikum -Êmit monatlich 350 Euro bescheiden muss, kann einfach nicht mobil sein. Er und sie sind im Gegenteil darauf angewiesen, dass die Eltern sie weiter unterstützen -Êbesser: unterstützen können. Bernhard Hertlein

Artikel vom 30.05.2006