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Ohne »Schnix« geht nix:
Schneider ist gesetzt

Der Leverkusener Techniker hat heute ein Heimspiel

Genf (dpa). Auch 2006 geht nix ohne »Schnix« in der Nationalmannschaft - vier Jahre nach »seiner« Weltmeisterschaft in Asien spielt Bernd Schneider in den deutschen WM-Plänen erneut eine Hauptrolle.

»Ein Stückchen weiter« als 2002 wolle er beim Turnier im eigenen Land jetzt schon kommen, verkündete der 32-jährige Leverkusener im DFB-Trainingscamp in Genf eher beiläufig. Dabei grinste Schneider. Nett gesagt - denn ganz schön weit war er mit der deutschen Auswahl ja schon vor vier Jahren. Da hatten sie den glänzenden Pokal bereits vor Augen, gingen dann doch als Verlierer vom Platz. Sie wurden dafür aber bei ihrer Rückkehr in die Heimat wie Weltmeister gefeiert.
Der Rückblick: Am 30. Juni 2002 in Yokohama war der von Teamchef Rudi Völler stets gesetzte Schneider der beste Mann in der deutschen Finalelf gegen den glücklichen 2:0-Gewinner Brasilien. Auch der Völler-Nachfolger Jürgen Klinsmann sieht in dem Thüringer, der einst bei Aufbau Jena sein Fußball-ABC gelernt hatte, einen seiner wichtigsten WM-Spieler: »Der Bernd kann viele Rollen übernehmen.«
Denn der Leverkusener ist beim Chef fest gesetzt: In 22 der 25 Partien unter Klinsmann war Schneider dabei, kein Spieler wurde häufiger aufgeboten. 1681 Minuten stand er auf dem Platz - nur Kapitän Michael Ballack durfte noch etwas länger ran (1722). So überraschte es den 62-maligen Nationalspieler auch nicht, als der Bundestrainer seinen als einen der ersten sechs Namen nannte, die am 9. Juni in München gegen Costa Rica beim der WM-Eröffnung auf dem Spielformular stehen soll.
Eine Flasche Sekt habe er nach der Nachricht zwar nicht geköpft, verriet »Schnix«, wie er schon seit seinen alten Jenaer Zeiten gerufen wird (Schnicken = Fußball spielen): »Aber es gibt trotzdem eine gewisse Sicherheit.«
In den vergangenen Monaten hat der gelernte Zerspannungsmechaniker seine Position mit großem Fleiß verteidigt. Zusatzschichten im Training gehören bei Schneider nicht erst seit der Zeit der Fitness- Trainer aus den USA zum festen Programm. »Da kann man den Ulf Kirsten fragen, früher habe ich schon täglich extra ein halbe Stunde Flanken geschlagen. Jetzt habe ich extrem viel im Fitness-Bereich gearbeitet«, berichtete Schneider und verkündete stolz das Resultat: »Ich habe die besten Werte, seit ich in der Nationalmannschaft bin.«
Als zusätzliche Belohnung und Motivation durfte er beim 7:0 über Luxemburg zum zweiten Mal als Kapitän auflaufen. »Das macht mich natürlich stolz«, sagte Schneider, schloss aber vor dem heutigen Spiel in seinem Leverkusener Stadion gegen Japan an: »Ich hoffe aber, dass der Michael Ballack schnell wieder fit wird.«
In die WM wird ihn diesmal auch ein kleiner persönlicher Ärger treiben: Während er in 249 Bundesliga-Spielen immerhin schon 33 Tore erzielte, steht in seiner Nationalmannschafts-Karriere seit Juli 1999 nur ein einziges (beim WM-Auftakt 2002 traf er gegen Saudi-Arabien zum 8:0) zu Buche. »Schnix« will das in Kürze unbedingt ändern: »Ich glaube, dass ich noch wichtige WM-Tore schießen werde.«

Artikel vom 30.05.2006