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Vom Kleid ins Kicker-Trikot

Maxine Mittendorf folgt als Sportlerin den Spuren ihres Vaters

Von Steffy Djoba und Jana Freese
Bielefeld (WB). Sie ist zierlich, hat schulterlanges braunes Haar und sieht aus wie ein normales Mädchen. Aber Maxine Mittendorf betreibt ein Hobby, das für viele immer noch eine absolute Männerdomäne ist - Fußball. Mittlerweile ist sie U17-Nationalspielerin und hat ihre ganz eigene Meinung zu der Männer-Sportart und der anstehenden Weltmeisterschaft.

Die 16-Jährige entdeckte im Alter von fünf Jahren ihre Fußballleidenschaft. Bei den Minikickern des SV Häger lief sie auf. Sie machte Station bei Arminia Bielefeld, in Theesen und Halle und kam als B-Juniorin schließlich zum FC Gütersloh. Dort konnte sie auch erste richtige Erfolge verbuchen, wurde unter anderem deutsche Vizemeisterin.
Ihren »ersten Einsatz« aber hatte Maxine bei einem Fußballspiel ihres älteren Bruders, berichtet sie. »Ich stand mit Kleid am Rand. Ein Junge wollte nicht mehr spielen, da habe ich mich umgezogen und bin mit Lackschuhen auf den Ascheplatz gegangen.«
Seit einem Jahr spielt Maxine in Rheine in der 1. Bundesliga. Bei drei bis vier Trainingseinheiten in der Woche bleibt ihr nicht mehr viel Freiraum für anderes. »Früher war es leichter für mich, Schule und Fußball unter einen Hut zu bekommen. Dieses Jahr wird das schwieriger, weil ich häufig weg bin und dadurch einiges verpasse«, berichtet die Gymnasiastin, die zur Zeit die 10. Klasse besucht.
Maxine spielt nicht nur beim FFC Heike Rheine im zentralen Mittelfeld, sondern hat noch dazu den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft. Durch einen Talentsucher wurde sie vor einigen Jahren bei einem Länderpokalspiel, bei dem die Landesverbände gegeneinander spielten, für die U15-Nationalmannschaft entdeckt. Heute ist sie Kapitän der U17-Auswahl. Allerdings gibt es bei der U17 bisher nur eine inoffizielle Europameisterschaft, erst ab der U19-Auswahl können sich die Teams für eine offizielle Weltmeisterschaft qualifizieren.
Obwohl der Frauenfußball nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2003 in Deutschland zunehmend Zuspruch erhalten hat, gibt es immer noch zahlreiche Stimmen, die dem Männersport an Frauenbeinen kritisch gegenüberstehen. Das kann Maxine nur bestätigen: »Auch in meinem Umfeld wurde ich anfangs häufig belächelt.« Sie weist aber daraufhin, dass Frauen- und Männerfußball kaum miteinander zu vergleichen sind: »Bei den Männern liegt der Schwerpunkt eher auf Kraft und dem athletischen Körperbau, dagegen spielen die Frauen deutlich mehr auf Technik.«
Wo es die 16-Jährige als nächstes hinziehen wird, steht noch nicht fest: »Ich habe Angebote aus Duisburg und Hamburg. Aus sportlicher Sicht sind beide sehr reizvoll, aber ich müsste in beiden Fällen umziehen.« Sie vergisst darüber hinaus aber nicht, was sie ihrem derzeitigen Verein zu verdanken hat: »Rheine war für mich auf jeden Fall ein guter Einstand, um mich in der 1. Bundesliga zurecht zu finden.«
Maxine, die ihr Talent für Fußball wohl auch ein Stück von ihrem Vater Wolfgang geerbt hat, der früher einmal selbst als Profispieler für Arminia Bielefeld tätig war, hat in ihrem vergleichsweise noch jungen Alter schon viel erreicht. Dennoch hat sie sich ein noch höheres Ziel gesteckt: einmal für die Damennationalmannschaft nominiert zu werden. Für alle Mädchen, die sich auch für Fußball interessieren, hat Maxine noch einen guten Tipp: »Man sollte möglichst lange bei den Jungs mitspielen. Zum einen wird man zweikampfstärker, zum anderen wird ein besseres Training geboten.«
Karten für die anstehende Weltmeisterschaft der Herren im eigenen Land hat die junge Kickerin nicht. »Ich werde mir die WM vor dem Fernseher anschauen.« Einen Tipp, wer den Titel holen wird, hat sie auch schon. Für Maxine hat Brasilien ganz klar die besten Chancen.
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Artikel vom 02.06.2006