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Westliches Denken als
Motor der Globalisierung

Ehrendoktorwürde für den Soziologen John W. Meyer


Bielefeld (ak). Für seinen Forschungsbeitrag zur Globalisierung und Weltgesellschaft hat die Universität Bielefeld am Mittwoch dem US-amerikanischen Soziologen John W. Meyer die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Soziologie verliehen.
Meyer geht in seinen Untersuchungen davon aus, dass die Weltgesellschaft und damit die Globalisierung weniger durch Ökonomie, Kapital und Marktverhältnisse beeinflusst werden, als vielmehr durch westlich geprägte Normen und Werte. »Meyer hat in seinen Arbeiten eine an zahlreichen Beispielen belegte Globalisierungstheorie entwickelt, die sich ebenso gegen ökonomische Verengung der Diskussion richtet wie gegen die Annahme eines Kampfes der Kulturen«, erklärt der Dekan der soziologischen Fakultät Prof. Dr. Alfons Bora. »Sein Schaffen ist für unsere Fakultät ein wesentlicher Impuls und eine Bereicherung.«
Des weiteren vertritt Meyer die Auffassung, dass dem selbstbestimmten Individuum die Gesellschaft als prägende Instanz vorausgeht, welche den Rahmen für individuelle Herausbildung, Entwicklung und Handlung vorgibt. Der international renommierte Professor lehrt seit 1978 an der Stanford University in Kalifornien und stellt seine Forschung nun im Rahmen der Niklas- Luhmann- Gastprofessur für neun Wochen in Bielefeld vor. Die Professur, die ihren Namen dem großen Vordenker der Systemtheorie aus Bielefeld verdankt, setzt sich seit ihrer Gründung im Jahr 2005 dafür ein, Studenten bedeutende Sozialwissenschaftler vorzustellen und innovative Theorien auf diesem Gebiet zu vermitteln. Den Einfluss Bielefelder Soziologen, insbesondere Luhmanns, auf die Forschung in Amerika sieht Meyer als nur »bedingt gegeben« an: »Für Amerikaner sind die deutschen Fachtexte und -begriffe aufgrund der Problematik beim Übersetzen sehr schwer zu verstehen«, meint er.
Gemeinsame Forschungsprojekte zwischen der Stanford University und der Universität Bielefeld, die mit 2400 Studenten die größte Fakultät für Soziologie in Deutschland ist, bestehen zwar derzeit nicht, allerdings befinden sich beide Hochschulen in aktivem Austausch über ihre Programme. Für das Sommersemester 2006 sind mit dem Gastprofessor nun ein Seminar und zwei öffentliche Vorlesungen geplant.

Artikel vom 27.05.2006