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Gruppe C: Niederlande

Keine »Stinkstiefel«

Die Niederlande kam schon einmal mit großen Erwartungen zu einer Weltmeisterschaft ins Nachbarland, zog ins Endspiel ein und war dort klarer Favorit, weil eindeutig die beste Mannschaft des Turniers.


Doch das Finale 1974 in München gewannen nicht die Holländer um »König« Johan Cruyff, sondern Deutschland um »Kaiser« Franz Beckenbauer. Eine bittere Erfahrung für die »Oranjes«, die es vier Jahre später erneut ins Finale schafften. Wieder gegen den Gastgeber, wieder zogen die Niederländer den Kürzeren. Argentinien siegte 3:1 und wurde Weltmeister.
Auf so einen großen Titel muss unser Nachbar, der sich für die WM 2002 nicht einmal qualifiziert hatte - »Ohne Holland fahr'n wir zur WM« wurde ein Hit -, noch immer warten. Allerdings durfte immerhin schon ein Sieg bei einer Europameisterschaft gefeiert werden. 1988, in Deutschland. Damals strahlte der Stern von Marco van Basten besonders hell. Der Angreifer des AC Mailand erzielte im Halbfinale gegen den Gastgeber das 2:1-Siegtor und traf auch im Endspiel gegen Russland zum 2:0-Endstand. Ein Tor wie aus dem Lehrbuch, volley aus unmöglichem Winkel.
Dieser Ausnahmestürmer ist inzwischen Trainer der holländischen Nationalmannschaft und hat einen ähnlichen Weg wie Jürgen Klinsmann hinter sich. Ohne Erfahrung im Verein übernahm auch van Basten die wichtigste Mannschaft seines Landes. »Ich sehe nur auf die Leistung, nicht auf Namen«, lautet van Bastens Motto. Das bekamen Stars wie Patrick Kluivert und Clarence Seedorf zu spüren, die auch schon als »Stinkstiefel« aufgefallen sind und den Teamgeist nicht gefährden sollen.
Als »Stinkstiefel« ist Roy Makaay bisher nicht bekannt, dennoch wurde der Klasse-Stürmer des FC Bayern München nicht in den WM-Kader berufen. Der Grund: Die Holländer spielen seit jeher im 4-3-3-System mit einem Mittelstürmer. Und auf dieser Position hat Ruud van Nistelrooy (noch bei Manchester United unter Vertrag) die Nase vorn. Dessen Ersatz ist Jan Vennegoor of Hesselink (PSV Eindhoven). Aus der Bundesliga sind immerhin zwei Spieler dabei, Rafael van der Vaart und Khalid Boulahrouz vom Hamburger SV. Mittelfeldregisseur van der Vaart (23 Jahre) gehört ebenso wie Manndecker Boulahrouz (25) zur jungen Garde, die im 23er-Kader der Niederlade acht Spieler umfasst. Zu ihnen gehört auch Arjen Robben (FC Chelsea), dessen Stern bei der Euro 2004 in Portugal aufging. Der 22-Jährige hatte aber keine so gute Spielzeit beim englichen Meister und fiel durch Unsportlichkeiten auf.

Ein Beitrag von
Jens Brinkmeier

Artikel vom 02.06.2006