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Gruppe B: England

Ein Mittelfuß hält die
ganze Nation in Atem

Spielt er oder spielt er nicht? Die Verletzung von Stürmer-Star Wayne Rooney bereitet Titelanwärter England die größten Sorgen, aber nicht die einzigen.


Belegt England in der Gruppe B den zweiten Platz und landet Deutschland in der Gruppe A auf Rang eins, steht bereits im Achtelfinale einer der faszinierendsten Vergleiche an, die diese Sportart zu bieten hat. Doch wenn auf der Insel in diesen Tagen vom Achtelfinale die Rede ist, redet niemand über die »Krauts«, sondern jeder über Wayne Rooney. Am 29. April brach Chelseas Paulo Ferreira Manchesters Jahrhundert-Talent den Mittelknochen im linken Fuß. Seitdem läuft der weltmeisterliche Wettlauf mit der Zeit, und der rasante Rooney hat aufgeholt. Zunächst schien sein Aus beschlossene Sache, mittlerweile wird er »nur« die drei Gruppenspiele definitiv verpassen. Grund genug für Coach Sven-Göran Eriksson, den 20-Jährigen auch mit Mittelfußbruch für den Kader zu nominieren.
Theoretisch kann der Schwede seinen Hoffnungsträger am 8. Juni wieder streichen. Die Entscheidung fällt mit der vom 14. auf den 7. Juni vorgezogenen Computer-Tomografie, die endgültigen Aufschluss über die Einsatzfähigkeit geben soll. »Wenn er mir ab dem Achtelfinale zur Verfügung steht, nehme ich ihn mit«, ließ Eriksson verlauten, lässt damit eine ganz Nation hoffen und einen »Sir« verzweifeln. Rooneys Clubtrainer Alex Ferguson ist von diesen Absichten nicht im Ansatz angetan: »Die letzte Untersuchung zeigt deutlich, dass der Fuß noch nicht ausgeheilt ist. Eine WM-Teilnahme hat keinen Sinn und könnte Wayne langfristig Probleme bescheren.«
Eine Abwehr mit John Terry (Chelsea), Sol Campbell (Arsenal) und Rio Ferdinand (ManU), ein Mittelfeld mit Frank Lampard (Chelsea), David Beckham (Real Madrid), Steven Gerrard (Liverpool) und Joe Cole (Chelsea): In Bestbesetzung und optimaler physischer Verfassung müsste sich vor diesen ballgewandten Briten nicht nur ein potenzieller Achtelfinalgegner wie Deutschland fürchten. Wäre da nicht die Offensivabteilung, die vor dem Großangriff auf den zweiten Weltmeister-Titel Kopfzerbrechen bereitet.
Ob Ober-Sorgenkind Rooney, der gerade erst wiedergenesene Michael Owen (26/Newcastle), der zwei Meter große Grobmotoriker Peter Crouch (25/FC Liverpool) oder Theo Walcott (17/Arsenal), mit einem Länderspiel-, aber noch ohne jeglichen Premiere-League-Einsatz versehener Trainer-Liebling: Eriksson fehlt im Angriff die verlässliche Größe, ein Wayne Rooney in Topform, dessen Bedeutung für die »Three Lions« seit der EM 2004 in Portugal über jeden Zweifel erhaben ist. Mit je zwei Toren gegen die Schweiz und Kroatien führte der damals 18-Jährige sein Land ins Viertelfinale gegen die Gastgeber - dann brach er sich den Fuß, und England verabschiedete sich. . .

Ein Beitrag von
Elmar Neumann

Artikel vom 02.06.2006