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Gruppe A: Costa Rica

Der Gast freut sich,
der Gastgeber auch

Das Eröffnungsspiel gegen Deutschland ist für Costa Rica die bisher größte Herausforderung der Fußballgeschichte. 6600 Fans werden die »Ticos« in München anfeuern.


Angst hat der Sensations-Achtelfinalist des Jahres 1990 nicht. Denn schließlich will er eine Runde weiterkommen. Das betont Trainer Alexandre Guimares ständig und sagt: »Wir freuen uns auf Deutschland.«
Und wie es bisher aussieht, kann sich Deutschland auch auf Costa Rica freuen: In einer Benefiz-Partie gegen eine Auswahl aktueller und ehemaliger Bundesligaspieler präsentierten sich die »Ticos« schwach - 2:0. Und auch gegen eine Auswahl Kataloniens lief es nicht besser. Nach dürftiger Leistung hieß es 0:2. Die spanische Presse urteilte hart: »fürchterlich«, »Gurkentruppe«, »weltmeisterschaftsunwürdig«. Selbst ersatzgeschwächte Ukrainer waren viel zu stark -Ê0:4.
Fazit: in der Offensive harmlos, in der Defensive unsortiert. Luis Marin, Abwehrspieler, Kapitän und mit 117 Einsätzen erfahrenster Spieler, kündigte an: »Unseren wahren Fußball zeigen wir noch.«
Costa Rica bereitet sich bereits seit dem 17. Mai in Deutschland auf die WM vor, eine Woche später bezogen die Mittelamerikaner ihr offizielles Quartier im nordbadischen Walldorf. Alle Blicke richten sich auf das Eröffnungsspiel. »Wir wollen das beste Spiel unserer Geschichte bieten«, sagt Guimares, der alle vier Mannschaften in der Vorrundengruppe A als gleich stark einstuft. Bis zum Ernstfall muss aber noch einiges passieren: »Uns ist klar, dass wir noch nicht so weit sind, wie wir sein müssten, um die WM anfangen zu können.«
Neun der 23 Spieler, die der Trainer berufen hat, waren bereits bei der WM 2002, als das Aus in der Vorrunde kam, dabei. Der große Star der Mannschaft ist Stürmer Paulo Cesar Wanchope aus der zweiten italienischen Liga, mit 43 Treffern Rekordtorjäger Costa Ricas und einst in England erstklassig am Ball. Eine Mischung aus routinierten und jungen Spielern soll das vier Millionen Einwohner zählende Land, in dem alle 10 845 zugeteilten Eintrittskarten bereits im Januar verkauft waren, begeistern.
Trainer Guimares ist vor der dritten WM-Teilnahme seines Landes optimistisch: »Wir denken nicht nur an die Gruppenspiele, sondern weiter.« Worten sollten stets Taten folgen. Costa Rica hat bereits am 9. Juni die Gelegenheit dazu. Wenn nicht, dann sind die Ticos schneller aus dem Rampenlicht des Eröffnungsspiels verschwunden, als ihnen lieb ist.

Ein Beitrag von
Lars Rohrandt

Artikel vom 02.06.2006