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Der Raubvogel
geht auf BeuteflugDer Portugiese Pauleta ist ein Raubvogel. Geboren wurde er auf den Azoren. Deren Wappentier ist der Adler. Darum feiert Pauleta jedes seiner Tore mit ausgebreiteten Armen. So, als wolle er im nächsten Moment vor Freude abheben.
Portugal ist Figo? Das war einmal. Der in die Jahre gekommene Mittelfeldspieler ist zwar immer noch der schönste, aber längst nicht mehr der beste Spieler seines Landes. Trotzdem spielt der 33-Jährige im Konzept von Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari eine bedeutende Rolle. Auch, weil er die Jungstars wie Cristiano Ronaldo (21/Manchester United) und Tiago (25/Olympique Lyon) an die Hand nehmen soll.
Um die Hauptarbeit auf dem Platz kümmern sich derweil andere: in der Abwehr Ricardo Carvalho vom FC Chelsea, im Mittelfeld Deco vom FC Barcelona und im Angriff eben Pedro Miguel Carreiro Resendes, kurz Pauleta von Paris St. Germain.
Drei tragende Säulen, auf denen das Scolari-Konzept basiert. Ob Portugal nach einer ungefährdeten Qualifikation (neun Siege in zwölf Spielen) dem Ruf des Geheimfavoriten auf den Titelgewinn gerecht werden kann, hängt vor allem von Pauleta ab. Ein paar Zahlen, die das Ausnahmetalent von einem der am meisten unterschätzten Stürmer der Welt dokumentieren:
11 - so viele Tore erzielte Pauleta in der WM-Qualifikation. Mehr als jeder andere Spieler in den Europa-Gruppen. Damit traf Pauleta sogar häufiger als er spielte (10 Einsätze).
46 - so viele Treffer gelangen Pauleta bislang insgesamt für Portugal, mehr als jedem seiner Landsleute. Den Rekord hielt bis vor kurzem Portugals Fußballlegende Eusebio, dessen 41 Länderspieltore jetzt nur noch zweitbester nationaler Wert sind.
3 - so viele Torerfolge feierte Pauleta bei der WM 2002 in Japan und Südkorea. Damit war er Portugals erfolgreichster Turniertorschütze. Alle drei Treffer gelangen ihm beim 4:0-Sieg über Polen. Trotzdem schied sein Team nach der Vorrunde aus.
Das wird dieses Mal nicht passieren. Nicht einmal dann, wenn Pauleta wie bei der EM 2004 (kein Torerfolg) Ladehemmung hat. Mexiko, Iran, Angola - für die Selecção geht es in WM-Gruppe D nur um Platz eins oder zwei. Pauleta sagt selbstbewusst: »Das Viertelfinale ist Minimum. Wir wollen unbedingt zeigen, dass wir zu den acht besten Mannschaften der Welt gehören.«
Und wird Pauleta zeigen, dass er zu den besten Stürmern der Welt gehört? »Ronaldo, dahinter Andriy Shevchenko und Ruud van Nistelrooy«, lautet seine Torjäger-Top-Drei.
In einem der letzten Tests vor dem Turnier besiegte Portugal die Kapverdischen Inseln 4:1. Drei Mal traf Pauleta. Es wäre keine Überraschung, würde sich der »Adler von den Azoren« bei der WM unter den besten Torjägern der Welt einnisten.
Artikel vom 02.06.2006