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Gruppe H: Tunesien

Mit Ordensträger ins Achtelfinale

Die meisten Tunesier sind schon im WM-Fieber, glauben trotz aller Rückschläge an ihre Elf und sind sicher, dass ihr Team in Deutschland beim vierten WM-Auftritt endlich die Vorrunde überstehen kann.


Viel höher wagt in Tunis aber kaum jemand die Latte zu legen. Die Aufbauarbeit des französischen Trainers Roger Lemerre (64) zahlte sich zwar 2004 mit dem Gewinn der Afrika-Meisterschaft aus. Doch Lemerre ist - wie zuvor bereits als Nationalcoach in Frankreich - in dem nordafrikanischen Land nicht unumstritten.
Staatspräsident Zine El Abidine Ben Ali, der Lemerre zu einem »Großoffizier des nationalen Verdienstordens« erhob, will sein straff geführtes Urlaubsparadies weiter internationale Punkte sammeln sehen. Und die Fans in den Teestuben wollen das auch.
WM-Organisationschef Franz Beckenbauer hat ihnen auch nicht den Wind aus den Segeln nehmen wollen. Bei dem Besuch in Tunis meinte er, die WM-Gruppe H sei zwar nicht leicht, aber »Tunesien hat die reelle Chancen, in die zweite Runde zu kommen, auch wenn Spanien und die Ukraine Gegner von Gewicht sind.« Abwehrspieler José Clayton sieht das erste Match gegen Saudi-Arabien als Schlüsselspiel: »Wenn wir weiter kommen wollen, dann müssen wir das gewinnen, sonst können wir die zweite Runde vergessen. Wir werden unser Bestes tun.«
Trainer Lemerre hat sein Team in einer Serie von Trainingslagern vorbereitet. »Wir können uns keine Fehler leisten und müssen sehr konzentriert spielen«, meint sein Assistent, Ex-Nationalspieler Nabil Maloul - in der Hoffnung, dass der nordfranzösische Coach die im Herbst danach begonnene Aufbauarbeit in Tunesien mit einem Vorrücken ins Achtelfinale krönt.
Aus der Bundesliga spielen für Tunesien Adel Chedli und Jawhar Mnari (1. FC Nürnberg). Ihr Vorteil: Sie wohnen weiter »zuhause«. Denn das Hotel der Tunesier liegt im unterfränkischen Schweinfurt. OK-Chef Franz Beckenbauer: »Das ist eine ruhige Stadt mit liebenswerten und gastfreundlichen Menschen.«

Artikel vom 02.06.2006