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Alle sind stolz auf die Bäume am Tempel

Allee stand früher an der Obernstraße

Von Michael Diekmann
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). »Wir sind sehr stolz auf unsere Bäume«, sagt Peter Kuch und präsentiert die Kugelrobinie, deren Krone in sattem Grün austreibt. Ein Jahr Baumschule ist den Bäumen gut bekommen, versichert der Familienvater. Was ihn und die anderen Hausbesitzer am Tempel aber an ihrer kleinen Allee aus neun Bäumen besonders freut: Die haben eine Vorgeschichte - es sind die Bäume aus der alten Obernstraße.

Die etwa 15 Jahre alten Bäume vor dem Umbau der Altstadt einfach abzusägen, kam nicht in Frage. Davon ist Andreas Peter auch mehr als ein Jahr später noch überzeugt. Peter, geschäftsführender Gesellschafter von »P+F Massivhaus«, fand in Projektentwickler Wolfgang Lohmeier und Architekt Michael Streich sofort Verbündete für seine Rettungsaktion.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Parallel zu den acht neuen ansprechenden Reihenhäusern mit Pultdach am unteren Ende des ehemaligen Lohmann-Areals an der Königsbrügge steht vor jedem Hauseingang einer der schönen Bäume, der von den jungen Familien gepflegt und als wichtiges Element der harmonischen Gemeinschaft angesehen wird. Die wiederum hatte sich eher zufällig durch den Erwerb eines der interessanten Häuser gefunden.
Bevor in der Altstadt die Bagger und die Sägen anrückten, hatte Andreas Peter die Bäume aus den Pflanzinseln ausgraben lassen und sie in einer Baumschule in Halle einquartiert. Knapp 20 Bäume haben den »Sommer auf dem Lande« gut überstanden, freut sich Peter, der jedem Hauskäufer einen Baum übergab. Peter: »Für den zweiten Bauabschnitt mit weiteren sieben Reihenhäusern sind auch noch Bäume da. Es wird also südlich in Richtung Detmolder Straße eine zweite Allee geben.«
Die etwa 200 Quadratmeter großen Reihenhäuser mit drei Wohnetagen und Pultdach waren in Windeseile verkauft, erinnert sich Peter. Der Verkauf der zweiten Reihe hat gerade begonnen; die Nachfrage ist sehr groß. Junge Familien ziehen in die Stadtnähe, mit Stadtbahnanschluss, Kindergarten und Schule vor der Tür und Blick bis zum Teutoburger Wald. Baubeginn der zweiten Reihe soll im Sommer sein.
Vermutlich noch im Herbst wird auch mit dem Bau der Anlage für altersgerechtes Wohnen begonnen. Den Abschluss zur Detmolder Straße bildet dann ein Geschäftshaus, für das gegenwärtig noch Gespräche mit Investoren geführt werden. Ebenfalls in Planung ist die künftige Nutzung der ehemaligen Lohmann-Verwaltung. Lohmeier und Peter denken hier an Büros und Loftwohnungen - mit Blick auf die denkmalgeschützte Bausubstanz. Die jungen Familien am Tempel schauen lieber auf ihre Bäume im Vorgärten. Wolfgang Lohmeier: »Auf diese Weise hat sich jeder ein kleines Stückchen der alten Altstadt in seinem Wohnumfeld erhalten.«

Artikel vom 30.05.2006