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Ärzte geben Antonica
normales Leben zurück

Mädchen aus Angola erneut in Bielefeld operiert

Bielefeld (hu). Heute kann Antonica wieder nach Hause - in ihre Heimat Angola. Dass sie dort in Zukunft wieder ein fast normales Leben führen kann, das verdankt die 13-Jährige Ärzten der Städtischen Kliniken Bielefeld. In einer zweiten Operation versorgten sie jetzt nochmals die schwersten Brandverletzungen, die sich Antonica bei einem Hausbrand zugezogen hatte.

Bereits im Mai des vergangenen Jahres war Antonica auf Vermittlung der Hilfsorganisation »Friedensdorf International« zu ersten Mal in Bielefeld zu Behandlung - ebenso wie heute übernahm die Klinik die Kosten, stellten Ärzte und Pflegepersonal ihre Arbeitszeit zur Verfügung (das WESTFALEN-BLATT berichtete). Damals waren die Verbrennungen noch frisch und völlig unzureichend versorgt. Die Narben gingen vom Gesicht über den gesamten Brustkorb, weil die Haut sich zusammen zog, konnte Antonica das Schultergelenk kaum bewegen. In der ersten Operation hatten damals Dr. Simone Brüner, Ärztin für plastische Chirurgie, und Priv Doz. Hisham Fansa, Chefarzt der Klinik für plastische Chirurgie an den Städtischen Kliniken, das Narbengewebe am Brustkorb und Hals entfernt und anschließend Haut transplantiert.
Im November 2005 konnte das Mädchen dann zunächst zurück in ihre Heimat, vor zwei Wochen kam sie erneut nach Bielefeld. »Weil sie in der Zwischenzeit gewachsen ist und auch noch weiter wachsen wird, war jetzt aber nochmals eine OP nötig«, erläuterte Simone Brüner. »Durch die Narben spannte die Haut über der Brust sehr stark und die rechte Brust hätte sich ohne weitere Operation nicht richtig entwickeln können.«
In der etwa einstündigen Operation wurde bei einer so genannten Spalthaut-Transplantation eine ganz dünne Hautschicht vom Oberschenkel entnommen und auf die betroffenen Stellen transplantiert und die Lage der Brustdrüse korrigiert - mit großem Erfolg. Simone Brüner: »Die Haut ist auf der ganzen Fläche gut eingeheilt, es hat keine Entzündungen oder Blutungen gegeben.«
Antonica hat die zum Teil sehr schmerzhaften Operationen tapfer bewältigt. Geholfen hat ihr dabei sicherlich auch die liebevolle Aufnahme in der Klinik, in der sie bereits im vergangenen Jahr Freundschaften geschlossen hat. Vor allem Physiotherapeutin Dora Reichelt, die aus Brasilien stammt und deswegen ebenso wie Antonica Portugiesisch spricht, kümmerte sich um das Mädchen, machte mit ihr Ausflüge zu Sparrenburg und in den Tierpark Olderdissen. »Als sie über Winter zuhause war hat sie dort ihrer Familie auf Foto zeigen können, wie schön Bielefeld ist«, erklärt Dora Reichelt.
Simone Brüner ist zuversichtlich, dass Antonica nun - auch wenn eventuell in einigen Jahren noch eine erneuten Operation notwendig sein könnte - wieder ein normales Leben führen kann. Und so spricht auch nichts dagegen, dass sie schon heute gemeinsam mit einem Arzt des Friedensdorfes zurück nach Angola fliegt.
Helge Schreiber von der Hilfsorganisation mit Sitz in Dinslaken betonte, wie wichtig die Hilfe des Bielefelder Krankenhauses ist. »Wir können uns nur bedanken für die großartige Unterstützung.«

Artikel vom 24.05.2006