24.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Avineri: Camp David gescheitert

Die zum Frieden ausgestreckte Hand habe Palästinenser-Chef Jassir Arafat in den 1990er Jahren ausgeschlagen, sagt Shlomo Avineri, Berater der Arbeiter-Partei. Danach habe die politische Rechte unter Ariel Scharon eine Politik der eisernen Faust gewählt - und den Terror auch nicht eindämmen können.
Das große Umdenken in Israel begann, als die 2002 angebotene Räumung von 95 Prozent der besetzten Gebiete den Palästinensern noch zu wenig war. Sie verlangten die Rückkehr aller in den 40er und 50er Jahren vertriebenen Palästinenser einschließlich ihrer gesamten Nachkommenschaft. Der »Kollaps von Camp David« habe in den Köpfen eine demographische Bombe gezündet, sagt Avineri: Fünf der sechs Millionen Israelis sind Juden. In Gaza und auf der Westbank leben nach 3,64 Millionen Palästinenser. Jeder konnte sich den Tag ausrechnen, an dem die Kombination aus Judentum und Demokratie nicht mehr aufgeht.
Als nächsten Schritt hält Avineri nicht die totale Räumung, wohl aber den einseitigen Abzug von 70 000 der 200 000 Siedler auf der Westbank für möglich. »Damit würden 90 Prozent geräumt, fast das seinerzeit ausgeschlagene Angebot.«

Artikel vom 24.05.2006