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Auf den Schwingen des Tanzes

Bielefelder Tanzkompagnie veranstaltet Workshops an vier Schulen

Von Uta Jostwerner
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). »So etwas sollte man öfter machen«, meint Jenny und macht einen kleinen Hüpfer. Beschwingt vom Tanzen sind auch Sina, Saskia sowie 39 weitere Siebtklässler der Martin-Niemöller-Gesamtschule. Sie alle haben in den vergangenen drei Tagen die beflügelnde Wirkung des Tanzes erlebt.

Nach dem Vorbild des Erfolgsfilms »Rhythm is it!« hat das Tanztheater Bielefeld Tanzworkshops an vier Schulen Êveranstaltet. Außer der Gesamtschule waren das Max-Planck-Gymnasium, die Bückardt Grundschule und die Steinhagener Hauptschule beteiligt. Genau wie der durch den Film berühmt gewordene Choreograf Royston Maldoom erarbeiteten die Tänzer der Bielefelder Kompagnie und ihr Chef Gregor Zöllig mit den Schülern eine Choreografie zu den aktuellen Tanzproduktionen »Gisela« und »A Remixed Dance Tribute To Football«. Parallel dazu sehen sich die Schüler das Stück im Theaterlabor an.
Die jungen Tänzer (2) und Tänzerinnen (40) der Martin-Niemöller-Gesamtschule haben diesen Part bereits hinter sich. »Die Action in dem Fußballstück war supertoll. Und in ÝGiselaÜ fand ich das perfekte Make-up und die Kostüme klasse«, sagt Katharina. Bei Lea hat der Besuch der Vorstellung »Lust am Tanzen geweckt«. Spaß bereitet auch Sina und Saskia die Teilnahme am Workshop. »Aber anstrengend ist das schon«, finden die beiden Schülerinnen.
»Kondition war zu Beginn ein Thema. Aber als wir erzählt haben, dass wir in der Kompagnie täglich acht Stunden tanzen, war die Gruppe eher dazu bereit, sich anzustrengen«, erzählt Tiago Manquinho, der den Workshop gemeinsam mit Stephanie Bouillaud leitet.
In dreimal drei Stunden entstand eine Choreografie, in die die jungen Tänzer ihre eigenen Vorstellungen einfließen ließen. Improvisationsübungen verschmolzen schließlich zu einer stimmigen Gesamtchoreografie.
»Wir arbeiten mit den Schülern nach dem gleichen Prinzip, nach dem ein Choreograf mit uns arbeitet«, erklärt Manquinho. Das stärkt nicht nur das Selbstwertgefühl der Jugendlichen - auf diese Weise bekommen sie auch einen Zugang zur künstlerischen Darstellungsform des Tanztheaters. »Wir können ihnen auf diese Weise unsere Kunst vermitteln. Das ist nachhaltiger als Tanzunterricht«, versichert Christine Grunert, Dramaturgin und Sprecherin des Bielefelder Tanztheaters.
Die meisten Workshop-Teilnehmer betraten mit dem Besuch der Tanztheater-Vorstellung Neuland, bekunden nun aber Interesse am Theater. Einige wollen weitertanzen.
Auch Antonius und Serfiras, beide 13 Jahre alt und die einzigen Jungs in der Tanzkompagnie, sind auf den Geschmack gekommen. Standen sie dem Projekt zunächst skeptisch gegenüber, das im Rahmen ihres Wahlpflichtfachs »Darstellen und Gestalten« stattfand und somit zur obligatorischen Teilnahme verpflichtete, so haben sie mittlerweile »Lust aufs Tanzen«. Von ihren Klassenkameraden werden sie sogar beneidet. »Die, die vorher gelacht haben, wären jetzt selber gerne dabei«, erzählt Antonius. Und wie sehen die Mädchen ihre beiden Mittänzer? »Die Jungs sind cool«, tönt es im Chor zurück.
Neben dem Spaßfaktor und dem Zugewinn an Coolness gibt es -Ê das wird die Pädagogen interessieren -Ê entwicklungsspychologische Gründe, die für Tanzprojekte an Schulen sprechen. So konnten die beiden Fachlehrerinnen Brigitte Kellermann und Lilo Naber-Kunkel feststellen, dass ihre Schützlinge achtsamer miteinander umgehen. »Das Tanzen ist wichtig fürs soziale Lernen. Es stärkt die Kooperationsbereitschaft und die Teamfähigkeit«, sagt Kellermann. Aber auch die Konzentrationsfähigkeit, Raum- und Körperempfinden werden durchs Tanzen geschult und optimiert, wie man weiß.
Sämtliche beteiligte Schulen präsentieren ihre Workshop-Ergebnisse am heutigen Mittwoch, 12.30 Uhr, in der Martin-Niemöller-Gesamtschule.

Artikel vom 24.05.2006