24.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Entsorger Sulo denkt über Börse nach

Cleanaway bis Ende 2006 eingegliedert - Herforder setzen auf Wertstoff-Aufbereitung

Von Edgar Fels
Herford/Hamburg (WB). Der Herforder Entsorgungs- und Recyclingsspezialist Sulo sorgt wenige Wochen nach dem genehmigten Kauf des Wettbewerbers Cleanaway Deutschland sowie der Verlagerung der Unternehmenszentrale nach Hamburg für den nächsten Paukenschlag: Sulo, gerade zur Nummer zwei der Branche in Deutschland hinter Marktführer Remondis aufgestiegen, könnte sich für 2007 einen Gang an die Börse vorstellen.
»Sulo wächst«: Geschäftsführer Jürgen Rauen.

Das kündigte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Jürgen Rauen (59), gestern in Hamburg an. »Wir haben eine gute Story zu bieten und wenn die Zeit reif ist, wäre ein Börsengang eine Möglichkeit, uns gesellschaftsrechtlich neu zu positionieren«, sagte Rauen. Alternativ könne er sich auch eine strategische Partnerschaft vorstellen, etwa mit einem Unternehmen aus der Bau- und Dienstleistungsbranche.
Hintergrund der Überlegungen ist die Gesellschafterstruktur von Sulo: Das Unternehmen gehört seit Anfang 2004 zu je 45 Prozent den beiden Finanzinvestoren Apax und Blackstone, die übrigen zehn Prozent halte das Sulo-Management. Apax und Blackstone dürften mittelfristig »Kasse machen« und sich von Sulo wieder trennen. »Sulo wird es danach weiter geben«, betonte Rauen, allerdings würden sich die beiden Unternehmensschwerpunkte Umweltservice und Umwelttechnik künftig mehr an den Bedürfnissen der Wirtschaft ausrichten. Das Unternehmen sieht seine Zukunft - »weg von der klassischen Abfallentsorgung« - in der renditeträchtigeren Aufbereitung von Wertstoffen. »Unser Ziel ist es, einen lückenlosen Wertstoffkreislauf zu schaffen«, sagte Rauen.
Der Sulo-Manager ist überzeugt, dass sich der Konzentrationsprozess der Entsorger fortsetzt und dass es im Bereich der Rücknahmesysteme zu Veränderungen kommen wird. Tatsächlich plant die Bundesregierung eine Novelle der Verpackungsverordnung. Künftig soll es bei der Entsorgung von Verpackungsmüll - etwa über das Duale System Deutschland DSD - keine Trittbrettfahrer mehr geben, also Unternehmen, die keine Lizenzgebühren entrichten. Wenn es zu mehr Wettbewerb kommt, werde sich Sulo auch an diesem System aktiv beteiligen. Den Kauf von Cleanaway für 560 Millionen Euro bezeichnete Rauen als »optimale geografische Ergänzung« für Sulo. Sulo sei nun in ganz Deutschland vertreten, zudem in mehr als zehn europäischen Ländern. Rauen: »Wir säubern aber auch den Strand in Singapur.« Eine weitere internationale Ausrichtung sei geplant.
Zu den Kunden der Sulo GmbH, deren Wurzeln bis in das Jahr 1892 zurückreichen, gehören neben Kommunen und Behörden auch Gewerbe-, Handels- und Privatkunden. Im Bereich PET-Recycling sei Coca Cola der größte Kunde.
Für das Jahr 2006 peilt der neue Entsorgungsriese Sulo einen Umsatz von 1,2 Milliarden Euro an. Zum Ertrag machte Sulo keine Angaben. »Wir sind zufrieden«, sagte der für Finanzen zuständige Geschäftsführer Ralf Struthoff (39), der vor einem Jahr vom Internetportal Lycos zu Sulo wechselte. Bis Ende des Jahres soll der Zusammenschluss mit Cleanaway vollzogen sein. Die Integration koste maximal 100 Stellen. Am Standort Herford (700 Beschäftigte) werde es keine Änderungen geben, sagte Rauen. In Hamburg gebe es 230 Sulo-Mitarbeiter.

Artikel vom 24.05.2006