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Blutungen im Gehirn mit
zweiter Operation gestoppt

Traber-Familie: Artist »auf Weg gesund zu werden«

Hamburg (dpa). Der bei einem Auftritt in Hamburg schwer verletzte Hochseilartist Johann Traber junior ist ein zweites Mal operiert worden.

Ärzte stoppten bei dem 22 Jahre alten Sohn der berühmten Artistenfamilie Traber in einer dreistündigen Operation Blutungen im Gehirn. Nach Aussage seines Vaters schwebt der Artist zwar noch in Lebensgefahr, »ist aber auf dem Weg gesund zu werden.« Die Ärzte hätten der Familie zum ersten Mal das Gefühl vermittelt, dass es nach vorne geht. »Es ist endlich ein Hoffnungsschimmer am Horizont«, sagte gestern ein Sprecher der Familie.
Der 22-jährige Artist war am Sonntag bei einem Auftritt in Hamburg auf einem 30 Meter hohen Mast verunglückt, als dessen Spitze abknickte. Der Mann wurde gegen den Mast geschleudert und blieb schwer verletzt in 25 Metern Höhe an einem Sicherheitsseil hängen. Er wird seitdem in einem Hamburger Krankenhaus im künstlichen Koma gehalten.
Unglücksursache ist nach Darstellung der Familie Traber ein Konstruktionsfehler. In den gebrochenen Mast war zur Verstärkung ein weiteres Rohr eingelassen worden. Am Ende der »zusätzlichen Sicherung« brach der Mast nach Aussage der Familie, weil sich Rost gebildet hatte. Er mache niemandem einen Vorwurf, der Fehler sei nicht zu erkennen gewesen, betonte der Vater gestern. Nach Aussage der Polizei steht zur Klärung der Unglücksursache ein TÜV-Gutachten aus, dessen Ergebnis erst in einigen Tagen vorliegen werde.
Die Mitglieder der traditionsreichen Familie Traber gehören zu den waghalsigsten Hochseilartisten der Welt. Sie haben zahlreiche Weltrekorde aufgestellt.
Seit mehr als 200 Jahren gibt es in jeder Generation der Original Johann-Traber-Familie Hochseilakrobaten. Bis ins Jahr 1799 lässt sich die Tradition von Deutschlands bekanntester Artistenfamilie zurückverfolgen. Die Hochseilartistik liegt ihnen im Blut. Diese außergewöhnliche Begabung wurde über die Jahrhunderte perfektioniert und ist heute Grundlage für die weltweit bekannten Showattraktionen.
Die Familie aus Vogtsburg bei Freiburg hat sich dabei das Motto gesetzt: »Bis an die Grenzen gehen, sie aber niemals überschreiten.« Weltweit bekannt wurden sie unter anderem mit einem Höhenweltrekord, uraufgeführt von Alfredo und Henry Traber 1953 auf der Zugspitze in 2963 Metern Höhe.
Monatelange Vorbereitungen, bestes Material und perfekte Ingenieursleistungen schaffen die Grundlage für erfolgreiche und sichere Höchstleistungen auf dem Hochseil. 40 Tonnen Material werden für die Hochseilakte bewegt. Technische Spitzenleistungen und optimal präpariertes Material sichern den Erfolg. Doch bei aller Perfektion und Technik: »Der Thrill bleibt!«, heißt es auf der Internetseite der Akrobaten-Familie. Jetzt bangt sie um das Leben des 22-jährigen Johann Traber jr.

Artikel vom 24.05.2006