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Wolff hat den
Sockel verloren

Finale mit Jürgen Heinrich bei Sat1

Sat1, 20.15 Uhr: Der dienstälteste Kommissar im deutschen Privatfernsehen verabschiedet sich von seinen Zuschauern. Jürgen Heinrich, Chef in »Wolffs Revier«, tritt mit dem 90-Minuten-Krimi »Angst« ab.
Am 17. September 1992 startete »Wolffs Revier« mit Standort in Berlin. Neun Staffeln mit insgesamt 162 Episoden folgten. Hauptdarsteller Jürgen Heinrich kann seine Enttäuschung über das Ende nicht verhehlen. »Ein würdiger Schluss oder ein würdiger Anlass wären vielleicht 200 Folgen gewesen«, sagte der 60-Jährige gestern bei Johannes B. Kerner im ZDF. Aber mitten im Rennen plötzlich hinfallen zu müssen und zu sagen: »Das war es jetzt, fand ich für den Erfolg, den wir hatten, und für die Qualität als etwas unwürdig.«
13 Jahre habe er auf einem Sockel der Unantastbarkeit gestanden. Das sei nicht ganz ohne. Da verliere man den Überblick, was rechts und links passiert. »Und mir haben sie dann diesen Sockel weggenommen, und dann fällt man zwangsläufig in eine ziemlich große Leere.« Ähnlich enttäuscht war vor sieben Jahren Heinrichs Ex-Mitstreiter Klaus Pönitz. Nach 99 Folgen wurde er 1999 aus der Serie herausgeschrieben. Pönitz wurde durch den jüngeren Steven Merting ersetzt. Pönitz starb vor einem Jahr.
Der Sender zeigt sich überrascht von Heinrichs scharfer Reaktion. »Wir haben die Serie nicht einfach mittendrin beendet«, sagt eine Sprecherin. »Wir haben den Schluss auf das Ende einer Staffel gelegt und extra einen 90-Minuten-Film produzieren lassen, und das zu einem Zeitpunkt, an dem es für alle noch gut läuft.«
Eine große Rolle am Rande spielte Wolffs Tochter Verena, die ihm immer wieder Probleme bereitete. Nadine Seiffert war 14, als sie begann, Wolffs Tochter zu spielen. Sie ist erwachsen geworden und macht Wolff im Abschlussfilm zum zweiten Mal zum Großvater. Der Vater ist Wolffs Kollege Tom Borkmann (Steven Merting).
Im Finale heute wird der Häftling Harald Seeberg (Axel Buchholz) bei einem Gefangenentransport von zwei maskierten Männern befreit. Seeberg hatte vor drei Jahren gemeinsam mit seinen Komplizen Bessler, Herloff (Götz Schubert) und Lindner (Tim Wilde) einen Transporter mit Euro-Druckplatten überfallen.

Artikel vom 24.05.2006