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DGB-Bundeskongress

Nicht galant, aber richtig


Auch wenn viele Gewerkschafter es anders empfinden mögen: Dieser Abgang ist einer Ursula Engelen-Kefer durchaus würdig. Bis zuletzt ist die Sozialexpertin keinem Streit aus dem Weg gegangen. Dass ihre Gegner innerhalb des DGB zum Schluss nicht gerade galant mit ihr umgegangen sind, hat sich die scheidende Vize-Chefin auch selbst zuzuschreiben: Eigentlich hätte Engelen-Kefer schon nach dem Skandal um Statistikfälschungen an der Bundesanstalt für Arbeit, für die sie als Vizechefin mitverantwortlich war, ihren Hut nehmen müssen.
Die gestern in Berlin heftig und offen ausgetragenen Personalquerelen mögen bei dem auf Harmonie bedachten deutschen Publikum zwar kurzfristig für ein negatives Image sorgen. Mittel- und langfristig aber wird der Deutsche Gewerkschaftsbund vom Ausgang der Machtprobe zwischen Engelen-Kefer und Ingrid Sehrbrock profitieren. Die Entscheidung für die CDA-Bildungsexpertin verbreitert die Basis des DGB hin zu einer Volks-Gewerkschaft. Ohne diesen Schritt würde die Mitglieder- und damit die Machtbasis der Gewerkschaften wohl noch schneller schwinden.
Angst, dass sich der DGB zu weit zur Mitte öffnen könnte, braucht trotzdem niemand zu hegen. Dagegen spricht schon der Ausgang der anderen Abstimmungen, darunter die Neuwahl der Bielefelder Grünen-Politikerin Annelie Buntenbach in die Spitze des Gewerkschaftsbundes. Bernhard Hertlein

Artikel vom 24.05.2006