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Mehr als nur ein Tanzfilm

Antonio Banderas als Großstadt-Held in »Dance!«


Walzer mit fettem Beat und Foxtrott im Feinripp- Unterhemd mit Goldkettchen: Dank des erfrischend frechen und feurig modernen Tanzes ist »Dance!« mehr als nur ein weiterer US-Tanzfilm. Die Geschichte selbst, die um den Tanzlehrer Pierre Dulaine alias Hollywoodstar Antonio Banderas kreist, ist vom nicht gerade neuen Typ »reicher Weißer hilft selbstlos einem armen Schwarzen«. Doch dann treffen George Gershwin auf Hip-Hop und Walzer und Tango auf coole Kids mit Gettoblaster. »Dance! Jeder Traum beginnt mit dem ersten Schritt« startet heute in den deutschen Kinos.
Der Film will eine wahre Geschichte erzählen. Doch das Leben des New Yorker Tanzlehrers Dulaine wird mit Klischees über die sozialen Missstände im Armenviertel Bronx kinotauglich aufgepeppt. Da sind die reichen weißen Uptown-Mütter, die ihre Kinder in schönen Kleidern bei Tanzturnieren brillieren sehen wollen. Und da sind die Alkoholiker-Väter und Prostituierten-Mütter, deren Söhne in Bandenkriegen sterben oder mit gestohlener Ware dealen. Alles erinnert sehr an den Tanzfilm »Save the Last Dance« aus dem Jahr 2001.
Doch da ist ja noch Antonio Banderas. Im Unterschied zu seinen Welterfolgen »Die Maske des Zorro« und »Evita« spielt hier der Hollywoodstar als Pierre Dulaine einen angenehm kleinen Großstadt-Helden: sympathisch, nicht schleimig, adrett, nicht steif, natürlich sexy, aber kein unwiderstehlicher Verführer. Er brilliert mit Charme, überzeugender Leidenschaft für Tanz und mit sprühendem Humor.
Als Dulaine sieht, wie Rock das Auto der Schuldirektorin mit einem Golfschläger demoliert, will er den Kindern, statt sie anzuzeigen, mit klassischem Tanzunterricht helfen. Die Direktorin hält Walzer, Tango und Foxtrott für eine noch härtere Strafe als bloßes Nachsitzen und überantwortet Dulaine die schwersten Fälle ihrer Schule. Erst als er von einem Turnier mit 5000 Dollar Preisgeld erzählt, zieht er die Jugendlichen langsam auf seine Seite.
Paartanz mit Körperkontakt ist ihnen allerdings fremd. Besonders Rock (Rob Brown, »Forrester - gefunden!«) und LaRhette (Leinwanddebüt für YaYa DaCosta) weigern sich miteinander zu tanzen.

Artikel vom 25.05.2006