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Der tiefe Sturz
der mächtigen
Liga-Manager

Absteiger Meier - Aussteiger Assauer

Von Klaus Lükewille
Bielefeld (WB). Sie drehten am ganz großen Rad. Inzwischen wurden sie überrollt, die einst so mächtigen Manager Reiner Calmund, Michael Meier und Rudi Assauer. Vom Staatsanwalt verfolgt, in Liga zwei abgestürzt oder gerade noch freiwillig vor dem Rausschmiss zurückgetreten - ein ehrenhafter Abschied sieht anders aus.
Rudi Assauer: Rücktritt beim FC Schalke 04.
Michael Meier: Mit dem 1. FC Köln nur zweitklassig.
Calmund räumte schon im Sommer 2004 die große Ball-Bühne. Aber einer wie er, der verschwindet nie. Der ist immer präsent und einfach nicht zu übersehen. Dumm nur für Calmund, wie es zuletzt gelaufen ist. Seine Leverkusener Vergangenheit hat ihn wieder eingeholt. Manipulations-Spekulationen werden zwar nicht mehr weiter verfolgt, der Verdacht der Untreue steht aber immer noch im Raum.
Was passierte wirklich mit den 580 000 Euro, die er dem Gütersloher Spielerberater Volker Graul übergeben haben will?
Geklärt ist das noch immer nicht. Doch auch hier scheinen die Behörden einen »weichen Weg« zu finden. Gegen eine Zahlung von 25 000 Euro könnten die Ermittlungen der Kölner Staatsanwaltschaft angeblich in Kürze eingestellt werden.
Wenn das das rechte »Urteil« sein soll, da zahlt Calmund mit links. Aktendeckel zu. Aber schnell. Und rein ins muffige Archiv.
Denn der stattliche Ex-Manager möchte lieber auf anderen Feldern weiter Staub aufwirbeln. Er ist tatsächlich immer noch WM-Botschafter des Landes Nordrhein-Westfalen. Er dachte nicht eine Sekunde daran, während der Ermittlungen dieses Ehrenamt ruhen zu lassen. Und er will jetzt, wenn der WM-Ball rollt, ganz dick mit im Geschäft sein.
Das war Michael Meier zu Dortmunder Glanzeiten. Beliebt, anerkannt, ja, sogar bewundert. Danach wunderten sich nur noch die Borussen-Fans. Denn immer höher wurde der Schuldenberg, den Meier und sein Präsident Gerd Niebaum geschaufelt hatten. Beide mussten gehen. Doch der Manager, er ist inzwischen wieder da.
»Kölle« in Not. Alarm statt Alaaf. Allerdings: zum »Retter« wurde Meier nicht. Der 1. FC Köln stieg trotzdem ab. Meier war an wichtigen Personalien maßgeblich beteiligt. Er holte Trainer Hanspeter Latour aus der Schweiz, er redete auch bei den Nachverpflichtungen mit. Volltreffer erzielte er nicht - aber dafür hat es die Kölner erwischt. Meier nur noch in Liga zwei. Ein tiefer Sturz für einen Liga-Routinier, der von sich weiter glaubt, mehr als 25 Jahre lang immer absolut erstklassig gearbeitet zu haben.
So sieht sich selbstverständlich auch Rudi Assauer. Mister Schalke. Der Macher. Der selbsternannte »Meister« aller Manager.
Keine Frage, der Zigarren-Raucher hat bei den »Königsblauen« für viel Dampf gesorgt. Aber als sich der Qualm über »seiner« Luxus-Arena endgültig verzogen hatte, da wurde immer deutlicher sichtbar: auch ein Stück verbrannte Erde blieb zurück.
Assauers Asse stachen nicht. Keine glückliche Hand bei den Trainer-Wahlen, die für sehr viel Geld zusammengekaufte Mannschaft ist immer noch kein echtes Team.
Trotzdem meinte Assauer bis zuletzt, der König der »Königsblauen« zu sein. Aufsichtsrat? Was wollen die denn? Ihn etwa kontrollieren und dirigieren? Ihn doch nicht.
Deutliche Anzeichen von Realitätsverlust wurden bei Assauer immer erkennbarer. Er wollte die veränderten Machtverhältnisse einfach nicht kapieren und aktzeptieren. Er nahm die neue Wirklichkeit beim FC Schalke 04 nicht mehr wahr - und lebte nur in seiner Welt.
So kam es, wie es kommen musste. Ein Mann, der sicher große Verdienste um diesen Verein hat, er ging von selbst - bevor er gegangen worden wäre. Dieser letzte Schritt, dieser Tritt, der blieb ihm dann doch erspart.
Aber die große Bundesliga-Karriere als allmächtiger Schalker, die ist für Assauer zu Ende. Ziemlich unrühmlich.
Doch keine Sorge, er dürfte am Ball bleiben. Die Veltins-Werbefilmchen mit Lebensgefährtin Simone Thomalla laufen ja weiter. Prost! Und die Abschieds-Tränen, sie müssten eigentlich endgültig getrocknet sein. Denn bei »Beckmann« durfte sich das Paar noch einmal ausweinen. Rührselige Eigenwerbung im Gebührensender. Wirklich toll, ARD.
Erste Hilfe für einen gestürzten Fußball-Manager. Außerdem gibt es da noch ein Boulevard-Blatt, das Assauer schon immer bestens ins »Bild« setzte. Kostenlose »Stellenanzeigen« kann er hier weiter unterbringen. Hallo Liga, hallo Fernseh-Sender: Ich bin zu haben.

Artikel vom 27.05.2006