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Dallas besteht
die Reifeprüfung

Dirk Nowitzki schießt die Spurs ab

San Antonio (dpa). Dirk Nowitzki lässt die Dallas Mavericks vom Titel träumen. Dank 37 Punkten und 15 Rebounds des überragenden Würzburgers gewannen die Mavericks das Entscheidungsspiel bei den San Antonio Spurs mit 119:111 nach Verlängerung und damit die »Best-of-Seven«-Serie mit 4:3.

Der Meister war gestürzt, das Halbfinale erreicht und der Machtwechsel in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA vollzogen. »Für solche Spiele lebt man. Es war eine unglaubliche Serie, mit Ausnahme der zweiten Partie war jedes Spiel eine Schlacht. Ich bin glücklich, erleichtert und erschöpft«, sagte Nowitzki. Im Halbfinale gegen die Phoenix Suns haben die Mavericks nun Heimvorteil.
Nach der intensiv geführten Serie um die Vormachtstellung in Texas liegt ganz Dallas Nowitzki zu Füßen. »Texas hat einen neuen Basketball-König«, titelte die Tageszeitung »Dallas Morning News«. Der »Fort Worth Star-Telegram« schrieb: »Danke Dirk, Du warst wunderbar« und der Sport-Kabelsender ESPN nannte Nowitzki »den neuen Sheriff im Wilden Westen.« Deutschlands bester Basketballer blickte unterdessen sofort nach vorn: »Wir sind noch nicht am Ziel. Auf uns wartet in der nächsten Runde noch viel Arbeit.« Bereits heute, nicht einmal 48 Stunden nach dem Nerven aufreibenden Drama gegen die Spurs, beginnt die Halbfinal-Serie gegen Phoenix.
Emotional angeschlagen nach zwei Niederlagen in Serie waren gegen die Spurs »Stolz, Ehre, Herz und Aggressivität gefragt«, verriet Mavericks-Coach Avery Johnson. Und Nervenstärke: Denn die Mavericks vergaben leichtfertig eine 20-Punkte-Führung und lagen 32,2 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit erstmals in der Partie in Rückstand - 101:104. Mavericks-Eigentümer Mark Cuban dachte da »an böse Hexerei.«
Doch Nowitzki glich aus, verhinderte sechs Sekunden vor der Sirene mit einem Block einen Korb von Spurs-Center Tim Duncan (41 Punkte, 15 Rebounds) und erzwang so die Verlängerung. In der fünfminütigen Overtime erzielte Nowitzki passenderweise auch die letzten beiden Punkte in diesem unvergesslichen Klassiker. »Dirk hat gespielt wie ein Besessener. Er ist unser Boss«, lobte Mavericks-Guard Devin Harris. Tatsächlich ist Nowitzki der einzige Stammspieler, der bereits 2003 bei der letzten Halbfinal-Teilnahme der Mavericks dabei war. Damals war Dallas noch mit 2:4 an den Spurs gescheitert.
»Ich verspüre so viele Emotionen, dass ich fast nicht sprechen kann. Das ist ein Riesenschritt für uns, ich bin total leer«, meinte Avery Johnson. Sein Team hat die neu gewonnene Reife durch zwei Siege in San Antonio bewiesen. Gegen die Phoenix Suns sind die Mavericks Favorit. Aus dem Möchtegern-Champion Dallas ist dank Nowitzki ein ernst zunehmender Titelkandidat geworden.

Artikel vom 24.05.2006