03.06.2006
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Rollwage richtet die mobile Kamera an einem der zahlreichen Lampenmasten aus, die entlang der Uferböschung in regelmäßigen Abständen aufgestellt sind. »Die Masten dienen den Schiffen als Orientierung und sind durch ihre Befeuerung (Licht) nachts eine Navigationshilfe«, erklärt der WSA-Mitarbeiter. Zugleich haben sie eine Kilometerangabe.
Wenn ein Schiff in die Messstrecke fährt, wird es von der Kamera erfasst und auf einem Foto festgehalten. »Gleichzeitig ist auch der Lampenmast sichtbar, der eine bestimmte Kilometerbezeichnung trägt«, sagt Rollwage. Am Ende der Strecke - nach fünf Kilometern - wird das Schiff noch einmal fotografiert. Die beiden Kameras erhalten dabei über eine Antenne von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig sekundengenau Datum und Uhrzeit. Auch der Standort wird erfasst und ist später auf dem Bild sichtbar. »Aus der Zeitdifferenz zwischen beiden Messpunkten und der Wegstrecke wird dann die Geschwindigkeit des Schiffes berechnet«, erklärt Rollwage. »Im Gegensatz zu Radarkontrollen im Straßenverkehr nehmen wir auf dem Kanal eine Weg-Zeit-Messung vor.«
Hintergrund der Überwachungen sind Sog und Wellenschlag der Schiffe, die Auswirkungen auf das künstliche Kanalbett und die Uferböschung haben. Schon Geschwindigkeitsüberschreitungen von zehn bis 20 Prozent können zu einem Absacken der Uferböschung führen. Der knapp 100 Kilometer lange Nord-Ostsee-Kanal ist die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt.
Zwischen den Schleusen Brunsbüttel und Kiel-Holtenau dürfen Schiffe mit einem Tiefgang von mehr als 8,50 Metern maximal zwölf Kilometer pro Stunde schnell sein. Für alle anderen gilt eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 15 Kilometern pro Stunde. »Wer nur 1,5 km/h zu schnell ist, wird zunächst ermahnt«, erklärt Michael Rollwage. »Wer schneller fährt, den erwartet ein Ordnungswidrigkeitsverfahren.« Das betrifft den Schiffsführer ebenso wie die beratenden Lotsen, die mittlerweile während der Kanalpassage auf fast allen Schiffen an Bord sind. Also: Messung muss sein.
Artikel vom 03.06.2006