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Ganz besonderes Spielhaus

Projektergebnis der Fachschüler erfreut Grundschüler

Von Michael Diekmann
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Die Bückardtschule gibt es seit 1875. Das Spielhaus in der dritten Etage des Hauptgebäudes erst seit vier Wochen. »Unsere Kinder sind begeistert«, freut sich Schulleiter Bernd Kreiensiek. Das Holzobjekt passt wie angegossen in den großen Raum, in dem Ganztagsbetreuung der 250 Grundschüler stattfindet.

Für Stefan Schötzel (18) und Daniel May (19) war der Montag ein besonderer Tag. Im Beisein von Berufsschullehrer Ferdinand Müller übergaben die beiden frischgebackenen Absolventen des Bildungsgangs Holztechnik der Berufsfachschule im Carl-Severing-Berufskolleg Handwerk/Technik das funktionelle Bauwerk aus Holzplatten, mit mächtigen Zinnen und spezieller Möblierung inklusive Spielküche. »Diese Küche ist nicht mit Geld zu bezahlen«, unterstreicht Petra Bensmann. Die AWO-Mitarbeiterin ist als Leiterin für das Ganztagsprojekt der Bückardtschule verantwortlich und freut sich über die außergewöhnliche Spende.
Selbst für die betriebswirtschaftlich exakt kalkulierten 1700 Euro hätte man das tolle Spielhaus mit den roten Fensterläden nicht kaufen können, es ist ein Unikat. Und es ist das Ergebnis eines interessanten zweijährigen Projektes von 28 Schülern, die nach zwei Jahren »HöTech« zur Fachhochschule fit sind für eine weitergehende Ausbildung im Tischlerhandwerk und die Fachhochschulreife als Studienbefähigung mitbringen.
Durchkalkuliert bis auf den letzten Cent haben die Schüler das Werkstück zusammen mit Ferdinand Müller. Angefangen bei einem Marketingkonzept, einer Markt- und Bedarfsanalyse über Materialkalkulation bis zu Personalkosten und Maschinenkosten reicht die Rechnung. Dabei hatten sich die Schüler sogar Gedanken zu 28 verschiedenen Einzeltypen gemacht. Tatsächlich gebaut wurde allerdings nur ein Einzelstück. Wie es weitergeht? Stefan Schötzel und Daniel May suchen nach der Abschlussprüfung jetzt eine Lehrstelle als Tischler. »Sie sind hervorragend vorgebildet durch die zweijährige Maßnahme«, unterstreicht Müller. Allerdings stehen in Bielefeld jährlich nur noch 20 neue Lehrstellen für Tischler zur Verfügung - für die Bewerberschar insgesamt.
Die Verantwortlichen der Bückardtschule hätten derweil längst zum zweiten Mal Bedarf an tischlerischer Unterstützung. Vom Sommer an wird das Dachgeschoss des Schuloldtimers für das Ganztagsangebot optimiert. Dann wird auch das Spielhaus umgebaut - ohne große Probleme. Es besteht schließlich aus einem Dutzend funktioneller Einzelelemente im Verbund. Schade nur, dass die pfiffigen Entwickler bislang nicht an die theoretisch auf der Schulbank durchkalkulierte Serienfertigung gedacht haben.

Artikel vom 23.05.2006