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Gemeinsinn und brüderliche Eintracht

Bielefelder Schützengesellschaft feiert 175-jähriges Bestehen - Festakt im Museumsgarten

Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Belebung des Gemeinsinns und der brüderlichen Eintracht - was im Juli des Jahres 1831 zur Gründung der Bielefelder Schützengesellschaft geführt hat, das ist heute beim 340 Mitglieder starken Verein nach wie vor gutes Programm. Am Wochenende des 10. und 11. Juni wird der Gemeinsinn von den Schützen erneut belebt - und das zum inzwischen 175. Mal: Bielefelds Grünröcke feiern auf dem Johannisberg ihr großes Jubiläumsschützenfest.

Am Jakobi-Tage, dem 25. Juli 1831, erfolgte im damals um die 7000 Einwohner zählenden Bielefeld der Aufruf zur Gründung eines Schützenvereins. »Eine große Anzahl achtbarer Bürger hiesiger Stadt hat seit langer Zeit schon den Wunsch ausgesprochen, dass auch in unserem lieben Bielefeld zunächst zur Belebung und Förderung des Gemeinsinns und der brüderlichen Eintracht seiner Bewohner nach dem Beispiele benachbarter Städte von Zeit zu Zeit ein wirkliches Bürger- oder sogenanntes Schützenfest gefeiert werden möchte«, hieß es vor 175 Jahren wörtlich. Mit dem Beleben und Fördern ließen sich die Schützen auch nicht viel Zeit: Am 29. Juli 1831 gab es die erste Schützenversammlung beim Gastwirt Schütze auf dem Johannisberg, knapp vier Wochen später, am 21. und 22. August 1831, wurde das erste Schützenfest gefeiert.
Seitdem hat die Bielefelder Schützengesellschaft unter anderem das deutsche Kaiserrreich, die Weimarer Republik und das NS-Regime sowie zwei verheerende Weltkriege überlebt. Eines hat sich aber nicht geändert: Ihrem Johannisberg sind die Grünröcke von der ersten Stunde an treu geblieben. Dort marschierte bereits im Jahr 1842 das Schützenbataillon vor König Friedrich Wilhelm IV. auf, dort gründeten 19 Jahre später Schützen und Vereine den Westfälischen Schützenbund. Und dort wird in knapp drei Wochen das 175. Jubiläumsschützenfest gefeiert.
Von einstiger Pracht ist nur noch der Schießstand übrig geblieben. Auf dem Johannisberg, auf dem um 1870 Parkanlagen und eine offene sowie geschlossene Festhalle errichtet worden waren, steht heute das »Dormotel«. Das Schützenhaus, im 1. Weltkrieg zum Lazarett umfunktioniert, war 1944 bei alliierten Luftangriffen zum Großteil zerstört worden. Die Reste wurden vor 36 Jahren abgebrochen und 1980 entstand das damalige »Novotel«.
Das Königspaar Kerstin Stuckmann und Christian Hüttner führt Bielefelds Schützen ins 175. Jubiläumsjahr. Vorsitzender der Gesellschaft ist Oberst Fritz-Eckard Potthast, dem Günter Weidehoff als Stellvertreter zur Seite steht. Mit den Majestäten freuen sich beide auf viele Gäste des großen Schützenfests. Einen internen Festakt zum 175-Jährigen gibt es bereits am Donnerstag, 8. Juni, im großen Sitzungssaal des Rathauses. Am Samstag, 10. Juni, sind dann alle Bielefelder zum Mitfeiern eingeladen. Der öffentliche Festakt ist zum ersten Mal im Museumsgarten neben der Kunstalle geplant. Die traditionellen Orte der Schützen, der Alte Markt beziehungsweise der Rathausplatz, sind wegen des am 10. Juni gleichzeitig stattfindenden »Carnivals der Kulturen« sozusagen für den kostümierten Straßenumzug durch die Stadt reserviert.
Der Abend des ersten Schützenfesttages endet mit dem großen Ball auf dem Johannisberg (20 Uhr). Der Eintritt zum Festzelt ist frei, für die musikalische Unterhaltung wird die Band »Just for you« sorgen. Kaffee und Kuchen gibt es am 10. Juni im Zelt auf dem Johannisberg übrigens bereits ab 16 Uhr.
Spannend wird es am Sonntag, 11. Juni: Um 11 Uhr beginnt das Königs- und Bierkönigsschießen. An letzterem können auch Nichtmitglieder teilnehmen, erklärt Oberst Potthast. Amtierender Bierkönig ist »Dormotel«-Direktor Jörg Rang, Bielefelds Schützen zwar eng verbunden, aber (noch) nicht der Gesellschaft beigetreten.
Die neuen Majestäten sollen am Sonntag, 11. Juni, gegen 14 Uhr proklamiert werden. Gegen 18 Uhr wird das 175. Bielefelder Schützenfest auf dem Johannisberg ausklingen.

Artikel vom 23.05.2006