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»Die Kirche heilig, cool und schön machen«

In Senne gestalten Jugendliche ein Gotteshaus

Senne (sk). »Ich denke, dass Jugendliche nach wie vor ein Interesse an Religion haben. Die Frage ist, wie man sie für die Kirche begeistern kann«, sagt Herbert Bittis, Dekanatsjugendseelsorger der Bielefelder katholischen Gemeinden.

Begeistern möchte Bittis mit dem Projekt »Jugendkirche«. Bereits seit drei Jahren organisiert er gemeinsam mit dem bisherigen Referenten für katholische Jugendarbeit in Bielefeld, Matthias Stumpe, Gottesdienste, die speziell auf Kinder und Jugendliche zugeschnitten sind. Zuletzt am vergangenen Wochendende in der Kirche Auferstehung Christi in Senne. Knapp 20 Jugendliche folgten dem Angebot der beiden Jugendarbeiter, die Räumlichkeiten des Gotteshauses nach ihren Vorstellungen zu dekorieren. Unter dem Motto »Mach deine Kirche heilig, cool und schön«, konnten sich die Jugendlichen aus einem Fundus aus Tüchern, Spiegeln und Holz bedienen, den Bittis und Stumpe eigens in einem kleinen Transporter herbeigeschafft hatten. Im Begleitprogramm fanden verschiedene Workshops zur Materialgestaltung und zu Fragen rund um den Glauben statt, zudem spielte eine Band. »Musik ist dabei sehr wichtig«, stellte Bittis fest. »Sie ermöglicht es den Jugendlichen erst, sich wohlzufühlen.« Um das zu unterstreichen, bauten die frisch gebackenen Kirchengestalter eine Installation aus CD-Spielern, Hifi-Boxen und Videogeräten. Dass die Heranwachsenden auf dem aktuellen Stand der Technik sind, bewiesen sie auch mit der Kreation eines CD-Mobiles. Auf den Datenträgern haben sie Fotos von sich, ihre Lebensläufe und Wünsche gespeichert. »Mit dem Mobile wollten sie ein Stück ihres Lebens in die Kirche tragen«, erklärte Bittis. Aber nicht nur High-Tech, sondern auch die Natur fand in Gestalt von Zweigen und Sträuchern noch ihren Platz in der Kirche. »Der Umweltschutz ist immer noch ein zentrales Anliegen der kommenden Generation«, interpretierte der Jugendseelsorger. Obwohl er sich über eine regere Anteilnahme gefreut hätte, war er mit der Anzahl der Teilnehmer zufrieden: »So hatten wir Gelegenheit, uns ausführlich mit jedem zu unterhalten.«
Die Jugendlichen jedenfalls waren begeistert von dem Angebot der Jugendkirche, besonders die Gottesdienste eine willkommene Abwechslung zu den üblichen Messen. »Jugendgottesdienste sind nicht so langweillig«, meinte die 13-jährige Petra Müller und erklärte: »Man kann mitreden und sitzt nicht einfach nur rum.« Und genau das sei das Ziel, sagte Bittis. »Wir wollen dazu einladen, selbst aktiv zu werden.« Für Jugendliche sei das Angebot der Kirche nur eines von vielen. »Letztlich konkurrieren wir auch mit MTV und VIVA um die Freizeit der Jugendlichen.« Im Unterschied zu diesen gehe es aber darum, zu überzeugen und nicht zu überreden.

Artikel vom 23.05.2006