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Kommentar
Lehrstellen

An der Schmerzgrenze


Die Lage auf dem Lehrstellenmarkt ist dramatisch. Das ist keine Schwarzmalerei, sondern eine Feststellung. Schon jetzt haben sich ein Fünftel mehr junge Leute bei den Arbeitsämtern gemeldet als im Jahr zuvor. Zugleich ist die Zahl der offenen Ausbildungsplätze in gleicher Größenordnung geschrumpft. Viele Schulabgänger, Praktikumsabsolventen und »Wieder-Bewerber« werden leer ausgehen - manche zum zweiten oder dritten Male.
Die Gefahr ist groß, dass der Lehrstellenfrust der jungen Leute in dauerhafte Resignation mündet: Warum soll ich mich anstrengen, wenn mich doch niemand will?
Soll nicht eine neue »Generation Hartz« heranwachsen, muss den jungen Leuten geholfen werden. Der dramatische Appell der Industrie- und Handelskammer an die Betriebe, »über die Schmerzgrenze hinaus« weitere Ausbildungsplätze anzubieten, ist also keineswegs verfehlt.
Ebenso berechtigt ist die Klage der Kammer, dass andererseits Lehrstellen unbesetzt bleiben, weil qualifizierte Bewerber fehlen.
Eine bessere Schulausbildung lässt sich jedoch nicht von heute auf morgen schaffen. Eine zusätzliche Lehrstelle schon.  Andreas Kolesch

Artikel vom 23.05.2006