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Katholikentag

Die Kirche ist gefordert


»Ich bin das Feuer«, sagt jener Jesus Christus, der die Geldwechsler achtkantig aus dem Tempel warf, die verhassten Zöllner aber schlicht als Menschen sah: Wie radikal christliche Lehre sein kann, haben viele längst vergessen.
Ausgerechnet der Bischof von Trier, der ganz zufällig Marx heißt, gehört seit Jahren zu den strengen Mahnern und sozialkritischen Beobachtern der deutschen Gesellschaftstruktur. Saarbrücken 2006 - das ist sein Kirchentag.
In der Tat muss Revolutionsstimmung im Sinne tiefster Empörung aufkommen, wenn sich niemand mehr über Millionen von Arbeitslosen aufregt. Und natürlich müssen wir über Gerechtigkeit sprechen, wenn den Alten die Rente eingefroren, den Jungen der Beitrag aber immer höher geschraubt wird.
Wie soll einer die Entfesselung der Selbstheilungskräfte der Wirtschaft als Freiheit erkennen, wenn ihm vorher der finanzielle Freiraum zur Vorsogre weggesteuert wurde?
Fragen, auf die Politiker kaum zu antworten wissen, weil sie selbst zur Schuldknechtschaft beigetragen haben. Hier ist die Kirche gefordert. Sie kann glaubwürdiges Sprachrohr sein, sofern sie Gerechtigkeit auch in ihrem Innenleben walten lässt.
Reinhard Brockmann

Artikel vom 25.05.2006