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Welt ohne extreme Armut

Sachs: Afrika lernt von Asien -ƊHilfe ist nicht teuer

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Künftig muss niemand mehr auf der ganzen Welt unter extremer Armut leiden. Als Beleg nennt der amerikanische Entwicklungsökonom und Direktor beim UN-Millenniumprojekt, Jeffrey D. Sachs, die jüngste Entwicklungen in Asien und Osteuropa.

Was in Polen, China und sogar Bangladesch möglich war, könne sich in den nächsten Jahren in Afrika wiederholen. Der Aufstieg dieser Länder, den Sachs in seinem Buch »Das Ende der Armut« eingehend erläutert, bestätigt den Wirtschaftswissenschaftler in seinem Glauben an die Selbstheilungskräfte von Gesellschaften.
Allerdings gebe es eine Basis, von der aus jeden Versuch eines Absprungs unmöglich sei. Dies gelte für fast alle Länder Afrikas südlich der Sahara. Sachs beschreibt, wie sie durch fehlende Gelder und Ressourcen, ein nicht vorhandenes Bildungssystem sowie durch schlimme Krankheiten (Aids, Malaria) am Boden gehalten werden. Die Summen, mit denen die Reichen die Extrem-Armen aus ihrer Lage befreien könnten, seien sehr niedrig. Sachs kritisiert in besonderer Weise sein Heimatland USA, das den großen Worten seiner Politiker selten Taten folgen lasse. Die Gelder, die Washington in die Entwicklung der Infrastruktur, Bildungs- und Gesundheitssysteme in Afrika und den anderen armen Staaten investiere, seien verschwindend gering im Vergleich zu seinen Militärausgaben.
Sachs kennt die Lage in den von ihm beschriebenen Ökonomien aus eigener Anschauung und vielen Beratungen. Ohne Korruption und Vetternwirtschaft zu verneinen, gibt er doch dem Westen die Hauptschuld. Dieser sei bei der Umsetzung des Millennium-Ziels (Halbbierung der Armut bis 2015) im Grunde ganz froh, wenn die Regierungen in den Entwicklungsländern ihren Projektverpflichtungen nicht ausreichend oder fristgerecht nachkämen.
Woher nimmt Sachs aber den Mut, mit »Beseitigung der extremen Armut bis 2025« sogar ein neues Ziel zu formulieren? Es sind die positiven Beispiele, die nicht mehr zu leugnen sind. Bei den konkreten Schritten, die er einfordert, lässt er auch den Einzelnen nicht aus der Verpflichtung.
Jeffrey Sachs: Das Ende der Armut, 477 S., Siedler-Verlag, 24,90 Euro.

Artikel vom 22.05.2006