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Christine Seitz mit
»bombigem Gefühl«

Military: Isabell Nagel gewinnt die Bronzemedaille

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Vom Glück wurde der Bielefelder Reit- und Fahrclub diesmal nicht begünstigt. Zunächst musste der Verein seine traditionelle Pfingst-Military wegen der Deutschen Meisterschaften in Luhmühlen 14 Tage vorverlegen. Dann öffnete am Samstag der Himmel auch noch seine Schleusen, so dass Veranstaltungsleiter Hans-Friedrich Nagel scherzte: »Am besten verlegen wir den Springparcours ins Zelt.«

So weit kam es dann doch nicht. Schließlich sind die Vielseitigkeitsreiter aus hartem Holz geschnitzt. Zudem feierte der Bielefelder Reit- und Fahrclub ein kleines Jubiläum. Verriet Hilarius Simons, der gestern zumindest als Wertungsrichter in den Ruhestand verabschiedet wurde: »Wir richten jetzt seit 50 Jahren regelmäßig Vielseitigkeitsveranstaltungen in diesem feinen Gelände aus. Unter unserem damaligen Vereins-Präsidenten Ernst-August Delius hatte sich 1956 der Vorstand entschlossen, sich auf die Military zu spezialisieren.« Und der langjährige Vorsitzende des Deutschen Vielseitigkeitsausschusses (1969 - 1985) und Equipechef bei drei Olympiaden erinnerte sich: »1951 gab es schon mal einen Probelauf. Als Sichtung für die Olympischen Spiele von Helsinki.«
Unterdessen bedauerte der aktuelle Vereinschef Hans-Friedrich Nagel: »Das schlechte Wetter an diesem Wochenende hat uns nicht nur viele Zuschauer gekostet, auch einige gemeldete Teilnehmer sind erst gar nicht angereist.« Dennoch konnten sich die Leistungen in der Bielefelder Senne rund um den Windelschen Holzhof durchaus sehen lassen. Neben der Sichtung für den nationalen Titelkämpfe wurden auch die westfälischen Meister in den Klassen der Junioren (Kl. L), Jungen Reiter und Senioren (Kl. M) gekürt.
Außerhalb der westfälischen Titelwertung dominierte der Warendorfer Olympia-Jockey Frank Ostholt mit zwei hoffnungsvollen Nachwuchspferden die L-Klasse der Senioren. Auf Little Paint und Mr. Medicott feierte der 30-jährige Mannschaftsvierte von Athen einen feinen Doppelsieg. Nina Struchtemeier vom Bielefelder Reit- und Fahrclub galoppierte mutig durch das Gelände und belegte am Ende mit Little Shadow Rang zehn. »Damit hatte ich nie und nimmer gerechnet«, freute sich die Physiotherapeutin der Kinderklinik Bethel.
Verheißungsvoll verlief das Debüt der an der Uni Bielefeld studierenden Schwäbin Christine Seitz. Nach nur einer Woche des Eingewöhnens führte sie in der Klasse L erstmals die im Bielefelder Stall stehende 7-jährige irische Stute Sallymound Diva sicher durch den Parcours. »Ich hatte im Gelände ein Bombengefühl. Das Pferd ist mutig und kämpft für mich. Sallymound ist eben eine richtige Stute«, lobte die 21-jährige Amazone ihre jüngste Neuerwerbung, die ursprünglich für Hans Nagels Tochter Isabell vorgesehen war. In der Endabrechnung belegte Christine Seitz in der L-Klasse der Junioren den 13. Platz.
Lokalmatadorin Isabell Nagel setzte auf ihren 13-jährigen irischen Wallach Blueberry Boy. In der mittelschweren Prüfung lag sie nach Dressur und Springen auf Rang zehn. »Leider hatte ich im Springparcours einen Abwurf«, bedauerte »Isa«. Etwas Boden machte sie dann im Gelände gut und verbesserte sich in der Gesamtwertung um einen Rang auf Platz neun. Diese Platzierung reichte in der Wertung der Westfalenmeisterschaft nur Bronzemedaille.
Klarer Sieger und Westfalenmeister wurde hier Marc Fliege vom Reiterverein Greven. Auf Armani gewann er vor der Valdorferin Sabine Flörkemeier, die mit Cristall-noir Rang zwei und mit Charming Beast den 3. Plaz in der Gesamtwertung belegte. Bei den Jungen Reitern (Kl. L) setzte sich Johanna Dörner (Rhede) als neue Titelträgerin durch.
Bemerkenswert zog sich in der A-Klasse auch der erst 13-jährige Maximilian Graf von Wedel (RV Ubbedissen) aus der Affäre. Nach Dressur und Springen war er mit Calypos Zweitbester. Im Gelände leistete er sich 20 Strafpunkte, so dass das Endresultat immerhin noch zum beachtlichen 4. Rang reichte. Sein Zweitpferd Cooper führte »Max« auf den 10. Platz. »Eine tadellose Leistung«, lobte Hans-Friedrich Nagel den jungen »Querbeettreiber«, der gelegentlich bei ihm trainiert.
Die Bielefelderin Sabine Skudelny sattelte in der Prüfung der Klasse A Massive Attack. Mit diesem Pferd wurde sie Neunte. Laura Wiese (BRFC) kam in dieser Klasse aus Gesamtsiebzehnte ins Ziel.
Trotz der widigen Witterungsumstände am Samstag lobten die Teilnehmer den Veranstalter Bielefelder Reit- und Fahrclub in den höchsten Tönen. Selbst der ehemalige Altmeister und heutige Richter Harry Klugmann war begeistert: »Es lohnt sich immer nach Bielefeld zu kommen. Hier gibt es ein ideales Gelände, das selbst bei Sauwetter gut zu reiten ist.«
Für Hans-Friedrich Nagel und seine vielen Helfer waren die Komplimente Balsam für die Seele. »Trotz allem sind wir gut über die Runden gekommen. Wichtig war vor allem, dass es keine Unfälle im Gelände gab«, freute sich der Chef des tüchtigen Veranstalters.

Artikel vom 22.05.2006