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Mit Feuereifer und
viel Ehrgeiz dabei

Die zehnten Bethel Athletics mit 850 Teilnehmern

Von Sabine Schulze
und Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Peter Heering hatte die ganze Nacht kein Auge zubekommen. »Wenn ich das Feuer nicht ankriege, kann doch gar nichts stattfinden«, hatte er gegrübelt. Seine Sorgen waren überflüssig: Problemlos und zuverlässig entzündete der Fußballfan unter großem Beifall die Flamme zum Start der zehnten Bethel Athletics.

850 Sportler und Sportlerinnen mit Behinderungen gingen am Samstag im Sportpark Gadderbaum an den Start, um sich zu messen oder an den wettbewerbsfreien Angeboten teilzunehmen. Sie kamen aus 59 Einrichtungen, waren aus Köln ebenso angereist wie aus Magdeburg. Und entsprechend beeindruckend war der Einmarsch der Athleten nach einer Einführungsrunde auf der Stadionlaufbahn - noch im Trockenen. Danach spielte das Wetter nicht mit, die Sportler konnte das aber kaum anfechten: Sie waren trotzdem mit Feuereifer und dem olympischen Gedanken verpflichtet - Dabeisein ist alles - bei der Sache.
»Wenn es nur endlich losgehen würde«, haderte Daniela Golücke, während noch die offizielle Begrüßung über die Bühne ging: Ihre Spannung stieg, »es kribbelt im Bauch«. Schließlich gehörte sie als Mitglied der »Crazy Dancers« zu den ersten, die mit ihrer Vorführung für Stimmung sorgten, bevor sie hinterher beim Fußball dem Leder nachjagte.
Verwirklichte Gemeinschaft und das selbstverständliche Miteinander von Behinderten und Nichtbehinderten, so Pastor Friedrich Schophaus, Vorstandsvorsitzender der von Bodelschwinghschen Anstalten, seien die Bethel Athletics. Sein besonderer Dank ging an Dr. Lutz Worms, den Leiter des Bewegungs- und Sporttherapeutischen Dienstes in Bethel, der erneut die Organisation übernommen hatte. Jugendliche der Mamre-Patmos-Schule dankten ihm mit zehn Rosen - für jeden Wettbewerb der vergangenen Jahre gab es eine.
Im Mittelpunkt aber standen am Samstag die Sportler. Die ersten Leichtathleten, die auf der Laufbahn an den Start gingen, waren Aminck Nehouli, Maresa Duda, Marie-Chantal Knuth, Jan Masjosthusmann und Marvin Nölke - und sie sorgten gleich für Spannung. Lange lag Aminck vorne, kurz vor dem Ziel aber wurde sie von Maresa, die konsequent durchlief, überholt. Siegerin allerdings wurde Marie-Chantal, die dann doch noch eine Zehntelsekunde schneller war und die 50 Meter in 11,3 Sekunden lief.
Stimmung herrschte auch in den Sporthallen, in denen die Judo- und Tischtenniswettbewerbe ausgetragen wurden und im Aquawede, wo geschwommen wurde. Und natürlich ging es stets hoch her bei der Siegerehrung. Die ersten, die ihre Medaillen in Empfang nehmen durften, waren Ralf, Anne, Dennis, Christian, Sabine und Timo. Stolz und glücklich ließen sie sich von den Honoratioren - unter ihnen mit Horst Milde, der Begründer des Berlin-Marathons - das Metall am Bändel in den deutschen Farben um den Hals hängen. Tagelang, verriet Schophaus, gehen die Sportler nach den Bethel Athletics nicht ohne diese Medaillen aus dem Haus.
Glücklich über ihr besonderes Sportfest waren aber auch die, die an den wettbewerbsfreien Angeboten teilnahmen. Auf einer Laufkarte konnten sie abstempeln lassen, welche Stationen sie bereits absolviert hatten. »Gut, nicht?« fragte Jörg Wagner stolz. Er hatte schon geangelt, gekegelt, den Fußparcours bewältigt und beim Dosenwerfen Zielsicherheit bewiesen. Rhönrad fahren wollte er lieber nicht. Das traute sich Burkhard Brutzer, wie Wagner in Eckardtsheim zuhause. Recht wackelig, fand er, sicher assistiert von Frauke Beilstein und Kirsten Schulze vom TSVE, »aber toll«. Dass die Wettspiele so glatt über die Bühne gingen, ist auch den Helfern der Vereine und 180 Bielefelder Schülern zu verdanken, die wie Sabrina Vornbaum und Jessica Tomala vom Ceciliengymnasium (an der Sprunggrube eingesetzt) Weiten gemessen, Zeiten gestoppt und Essen ausgeteilt haben.

Artikel vom 22.05.2006