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Lehmann hält es
wie Oliver Kahn

Sein Motto: »Immer weiter machen«

Genf (dpa). »Immer weiter machen!« Jens Lehmann hat sich beim Start in seine WM-Vorbereitung ausgerechnet das Erfolgsrezept von Oliver Kahn zu eigen gemacht.

Der 36 Jahre alte Schlussmann will die negativen Erinnerungen an das Champions-League-Finale ab sofort ganz aus seinen Gedanken verdrängen und nach vier großen Turnieren auf der harten Ersatzbank nur noch seiner ersten Fußball-WM als deutsche Nummer 1 entgegen fiebern.
Die Vorfreude auf die erhofften sieben Weltmeisterschafts-Partien überstrahle auch das jüngste Negativerlebnis: »Was hängen bleibt von der Champions League, ist der Spaß an diesen großen Spielen. Dafür lebt man als Fußballer.«
Lehmann will die Schnelllebigkeit des Fußballs nutzen und nur noch optimistisch nach vorne blicken. »Ich bin motiviert und froh, dass ich bei der WM spielen darf. Das gibt mir einen großen Schub. Wichtig ist, dass ich jetzt hier im Kreis der Nationalmannschaft bin, eine Aufgabe und ein Ziel habe«, sagte der Schlussmann vom FC Arsenal gestern in Genf.
Nach seiner Ankunft im Trainingslager am Sonntag hat er die bittere Final-Szene von Paris noch einmal besprochen - aber nicht mit Oliver Kahn. Beim Frühstück gestern habe man zwar an einem Tisch gesessen, aber weder die Rote Karte noch ihre vertauschten WM-Rollen seien ein Thema gewesen, berichtete Lehmann. »Vielleicht ergibt sich mal was, vielleicht nicht. Wir handhaben das ganz locker.«
An den drei Tagen, die ihm Bundestrainer Jürgen Klinsmann nach dem verlorenen Finale gegen Barcelona zum Abschalten bei der Familie in London gewährt hatte, habe er sich vorgenommen, nicht mehr zurückzublicken. »Die Pause war nicht lang, aber sehr angenehm. Ich bin froh, dass es jetzt weiter geht mit dem Training.«
Weder bei den ersten gemeinsamen Übungseinheiten mit dem zur Nummer 2 zurückgestuften Kahn noch vor einer Hundertschaft Journalisten in den Stadion-Katakomben wirkte der Torhüter geknickt oder gar verunsichert. Die Frage, ob er bereits den Sportpsychologen Hans-Dieter Hermann im DFB-Quartier aufgesucht habe, konterte Lehmann mit einem Lächeln. »Die Frage bedeutet ja, dass ich therapiert werden müsste«, entgegnete der 36-Jährige und fuhr beruhigend fort: »Das ist nicht der Fall.«
Nach jeweils zwei WM- und EM-Turnieren ohne Einsatz will Lehmann im eigenen Land das nachholen, was ihm im Champions-League-Finale verwährt geblieben ist - den Triumph im entscheidenden Spiel.

Artikel vom 23.05.2006