22.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ehrendoktor-Würde für Liz Mohn

Universität Tel Aviv würdigt Engagement von Bertelsmanns First Lady

Von Reinhard Brockmann
Tel Aviv (WB). Mit Doktorhüten für Bertelsmanns First Lady Liz Mohn und Deutschlands Ex-Außenminister Joschka Fischer hat die Universität Tel Aviv deren vielfältiges Wirken zugunsten Israels gewürdigt.
Dr. phil. h.c.: Liz Mohn und Joschka Fischer.
Das Engagement zur Aufarbeitung des Holocaust und die Übernahme besonderer Verantwortung aus der deutschen Geschichte heraus hielt Rector Dany Leviatan beiden »Doctores Philosophiae Honoris Causa« zugute. Mit heftigem Beifall würdigten die 1500 Teilnehmer des Festaktes Fischer und Mohn beim Einzug von insgesamt neun auszuzeichnenden Persönlichkeiten aus aller Welt.
Die Ehrung sei gewiss eine Würdigung des von der Bertelsmann-Stiftung angeregten Kulturaustausches, sagte Mohn. Sie sei dankbar für diese Anerkennung, weil ihr und ihrem Mann die aktive Freundschaft mit Israel am Herzen liege. In der Verleihungsurkunde heißt es, insbesondere habe Liz Mohn sich verdient gemacht um die Förderung der höheren Ausbildung in Israel. Das fortwährende Austauschprogramm wie ihr soziales Engagement, die Unterstützung verschiedenster Gesundheitsprojekte und ihre Haltung als maßgebliche Wirtschaftsfrau gelte es zu ehren.
Es sei in Israels Interesse, die schwierige politische Lage in Nahost pragmatisch und realistisch zu bewältigen. Das sagte Joschka Fischer, der seine Entgegnung im Namen der neu frischgebackenen Ehren-Doktores hielt: »Wir sind sehr bewegt«, zeigte sich der frühere Vizekanzler angetan, ohne jedoch die Verlockung zu einer kurzen Grundsatzrede nicht anzunehmen. Es könne keinen Frieden ohne Partner geben, sagte Fischer unter Anspielung auf die unklaren Machtverhältnisse zwischen der Hamas und der Fatah in den Palästinensergebieten.
Dankbaren Beifall erhielt Fischer für die Aussage: Der Iran müsse wissen, dass seine Drohung gegen Israel eine Drohung gegen alle Länder, insbesondere gegen Deutschland sei. Israel sei Teil »unseres nationalen Interesses«. Und: »Israel wird nie alleine stehen.«
Der »deutsch-jüdische Dialog« steht im Zentrum des vielfältigen Engagements der Bertelsmann-Stiftung in Israel. Regelmäßig versammelt der Londoner Verleger Lord Weidenfeld 40 bis 50 Persönlichkeiten des jüdischen Lebens aus aller Welt zu Gesprächen mit deutschen Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft und Kultur. »Europa und der Nahe Osten« sind Thema bei den alljährlichen »Kronberger Gesprächen«, die Israelis, Araber, Amerikaner und Türken zusammenführen. Konzepte sicherheitspolitischer und ökonomischer Zusammenarbeit sind dabei gefragt.
Vor zehn Jahren wurde in Tel Aviv mit Unterstützung der Gütersloher Stiftung die »Kotorat-Journalistenschule« gegründet. 120 Studenten sind seitdem in den zwei- bis dreijährigen Studiengängen eingeschrieben. Aktuell fördert Bertelsmann die Überführung der Schule unter das Dach der Universität Tel Aviv mit 1,25 Millionen US-Dollar (eine Million Euro).
Der deutsch-israelische Austausch junger Führungskräfte führt je zwei gleichstarke Gruppen aus Deutschland und Israel zu mehreren Treffen zusammen. Dabei wird eine vertiefte Auseinandersetzung über die Shoah und die deutsche Verstrickung in den millionenfachen Judenmord angestrebt.

Artikel vom 22.05.2006