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Schwarzer muss nur
Podlesch ziehen lassen

Steher-Auftakt verregnet: Neuer Anlauf am Mittwoch

Bielefeld (WB/jm). Regenjacke statt schwarzer Leder-Kombi: Das nasskalte Schmuddelwetter machte dem RC Zugvogel am Samstag einen dicken Strich durch die Rechnung. Angesichts der Wassermassen auf der Bielefelder Radrennbahn blieb Bundes-Bannfachwart Helmut Berresheim nichts anderes übrig, als die Landesverbandsmeisterschaft der Steher abzusagen. Ein neuer Versuch, den NRW-Fahrern noch vor den deutschen Meisterschaften Wettkampfpraxis zu geben, soll am kommenden Mittwoch, 24. Mai (19 Uhr), gemacht werden.

»Das ist ein wichtiges Rennen für uns alle, um eine erste Standortbestimmung vorzunehmen«, sagt Christian Dippel, 1. Vorsitzender und routinierter Schrittmacher des RC Zugvogel. Gerd Geßler, 2. Vorsitzender des RC Zugvogel, fand's »frustrierend und ärgerlich, dass gleich das erste Rennen den Bach runtergeht«. Glück im Unglück: »Wenigstens war die Besetzung nicht international. So mussten wir keine Startgelder auszahlen. Unser finanzieller Verlust ist minimal«.
Dippel und sein Hintermann Jan Eric Schwarzer, seit 1985 Mitglied im RV Teutoburg Brackwede, machten aus der Not eine Tugend und fuhren gestern zum Maipreis der Steher nach Nürnberg. Auf der ehrwürdigen, 400 Meter langen Radrennbahn Reichelsberger Keller war um Lokalmatador Aurel Siegel ein leistungsstarkes Feld verpflichtet worden. Dippel/Schwarzer kamen im ersten Lauf (30 km) auf den vierten und im zweiten Durchgang (40 km) auf den zweiten Platz, nur geschlagen von Carsten Podlesch an der Rolle von Helmut Baur. »Das war nicht schlecht. Wir haben alle anderen überrundet«, sprach Christian Dippel von einem gelungenen Test.
Jan Eric Schwarzer, im Vorjahr noch im Windschatten Gerd Geßlers unterwegs, möchte bei der DM in Leipzig am kommenden Wochenende seinen fünften Platz aus dem Vorjahr mindestens bestätigen, am liebsten aber »verbessern«. Das Wort »Treppchenplatz« entfährt ihm. Mit solchem Abschneiden würde er sich nachträglich das schönste Geburtstagsgeschenk selber bereiten; am Himmelfahrtstag wird er 26.
Die ersten beiden der »Deutschen« dürfen sich über ein Ticket zu den Europameisterschaften am 17./18. Juni in Forst freuen; auch dem Dritten könnte sich wohl noch eine Startchance bieten. Gerd Geßler ist als Schrittmacher für die EM übrigens schon »gesetzt«. Er fährt in der Lausitz mit dem Tschechen Richard Faltus.
Jan Eric Schwarzer kommt von der Straße. Der frühere A-Amateur hatte 2004 beim GS III Team Rosso Sport einen Profivertrag unterzeichnet. Die Saison stand aber unter einem unglücklichen Stern, das Düsseldorfer Team wurde Mitte der Saison aufgelöst. Inzwischen sieht er seine Zukunft hinter den großen Motoren, im Stehersport. »Die hohe Trittfrequenz auf der Bahn liegt mir«, sagt Schwarzer, der als Amateur-6-Tage-Fahrer in Dortmund, München oder Stuttgart den ein oder anderen kleinen Erfolg verbuchen konnte. Unter anderem war er Landesverbandsmeister in der 4000 m-Verfolgung (2004) und im Sprint (2004).
Schrittmacher Christian Dippel soll ihn nun zu neuen Weihen führen. »Ich werde von seiner Erfahrung profitieren. Die Abstimmung wird immer besser«, blickt Jan Eric Schwarzer der Saison 2006 zuversichtlich entgegen. »Der Junge hat Talent und Potenzial«, lobt Dippel seinen neuen Gespannpartner. »Aber Training und Rennen sind zwei Paar Schuhe«.
Anhängern des Stehersports bietet sich in diesem Sommer außer am Mittwoch noch zweimal die Gelegenheit, zu Rennen in der Bielefelder Radrennbahn zu pilgern: Am 15. Juli sieht das Feld eine internationale Besetzung vor, und am 26. August richtet der RC Zugvogel den Nationencup aus.

Artikel vom 22.05.2006