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Tod in Hameln:
Bielefelder von
Ast erschlagen

71-Jähriger stirbt auf Kegelausflug

Von Uwe Koch
Bielefeld (WB). Ihren jährlichen Ausflug wollten die Mitglieder eines Bielefelder Kegelclubs in Hameln verbringen, wollten ein Wochenende an der Weser genießen. Doch es wurde ein Kurzurlaub in den Tod: Der 71-jährige Bielefelder Karl S. (Namen geändert) wurde in einem Sturm von einem Ast erschlagen.

Die Reisegruppe aus Bielefeld wollte die Sehenswürdigkeiten der Rattenfängerstadt anschauen. Und auf dem Programm stand am Sonnabend auch eine Schiffsfahrt. Daran indes wollte Ehefrau Martha S. nicht teilnehmen. Die 65-Jährige leidet an Seekrankheit, sie fürchtete, ihr werde an Bord schlecht werden. Das Ehepaar reiste allein im eigenen Wagen nach Hameln an, während die Freunde bereits auf der Weser unterwegs waren. »Wir machen lieber einen Spaziergang an der Promenade, und danach beziehen wir unser Hotelzimmer«, entschied das Paar, nachdem der Wagen in der Nähe der Uferpromenade in einer Tiefgarage abgestellt worden war.
Es sollte eine verhängnisvolle Entscheidung sein: In Höhe einer Weser-Brücke wurden die beiden Wochenend-Touristen von dem Unwetter überrascht. Martha S. wollte rasch zurück zu dem in der Tiefgarage abgestellten Auto, Ehemann Karl S. war jedoch der Meinung, dieser Weg sei zu gefährlich. Er schlug vor, im nahen Kreiskrankenhaus an der Weser Schutz zu suchen.
ÊAuf der Straße »Saint-Maur-Platz« wurden die Bielefelder von einer Orkanböe erfasst. Die Frau hielt sich noch an einem Schildermast fest - sie wäre sonst gestürzt. Auch andere Fußgänger sahen sich hilflos der brutalen Wettergewalt ausgesetzt.ÊDer 71-Jährige befand sich schon ein paar Meter vor seiner Frau, als er von dem sieben Meter langen, abgeknickten Ast einer Kastanie erschlagen wurde. Martha S. erlitt einen schweren Schock, wurde in der Notfallambulanz des Hamelner Krankenhauses psychologisch betreut. Für den Bielefelder kam jede Hilfe zu spät: Der Rentner war auf der Stelle tot.
Die Staatsanwaltschaft Hannover hat die Ermittlungen in dem Todesfall übernommen. Die Leiche des Rentners ist derzeit noch nicht zur Bestattung freigegeben worden. Nach Angaben der Feuerwehr soll die beschädigte Kastanie morsch gewesen sein. - Der Deutsche Wetterdienst in Hamburg vermutete in dem Unwetter gestern sogar einen »kurzlebigen Tornado«. Dafür spreche auch das Ausmaß der Verwüstung.

Artikel vom 22.05.2006