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Erhebende Musik
für besondere Anlässe

Parnass-Ensemble beim jungen Konzertpodium

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Zum Geburtstag viel Glück! Nicht alle Tage beginnt ein öffentliches Kammerkonzert mit einem Geburtstagsständchen. Auch in mancherlei anderer Hinsicht fiel das letzte Saisonkonzert der Theko-Reihe »Das junge Konzertpodium« aus dem Rahmen.

Der ungewöhnliche Zeitpunkt (17 statt 20 Uhr) an ungewöhnlichem Ort (kleiner Oetkerhallen- Saal statt Kunsthallen-Foyer) bot einer geladenen Festgesellschaft zugleich den stimmungsvollen Auftakt zur Feier des 70. Geburtstags von Jochen Harras-Wolff. Der Jubilar ist nicht nur Mitglied der Theater- und Konzertfreunde, sondern er gilt auch als ausgesprochener Kulturmäzen. Als solcher hatte er das Konzert dann auch finanziert.
Damit war es möglich, das Parnass-Ensemble, ein stattliches Bläserensemble, bestehend aus Studenten der Musikhochschule Detmold sowie zweier Solisten der Bielefelder Philharmoniker, zu engagieren. Deren musikalische Verbeugung vor Wolfgang Amadeus Mozart galt zugleich einem weiteren Geburtstagskind.
Mozarts Bläserserenaden c-Moll KV 388 und B-Dur KV 361 (Gran Partita) reichen weit über den üblichen Rahmen der damals in Mode geratenen Harmoniemusiken hinaus, wie sie in den 1780er Jahren bei gesellschaftlichen Anlässen erklangen. Die technische Entwicklung der Blasinstrumente hatte zur Beliebtheit dieser speziellen Klanggruppe beigetragen, und zahlreiche Adelshäuser leisteten sich solche Kapellen.
Mozart löste sich jedoch bei seinen Kompositionen sowohl vom Gattungscharakter der Serenade als auch vom rein klanglichen Reiz der »Harmoniemusik« und transformierte das Genre zur persönlichen Ausdruckskunst, zur »großen blasenden Musik von ganz besonderer Art«, wie die Gran Partita im Programm zur Akademie 1784 angekündigt wurde.
Im Hochgefühl der Wiener Klassik brachte das Parnass-Ensemble das Werk zum Klingen, setzte mit Verve und feierlichem Tänzeln beschwingt-pointierte Akzente wie es orchestrale Strahlkraft mit feinnervig durchzeichneter kammermusikalischer Faktur verband.
Bemerkenswert gelang die fein aufgefächerte Schichtung der Satztechnik im romantisch-innigen Adagio, derweil Menuette und Finale den feierlich erhebenden Serenadengeist atmeten.
Auch die eingangs gespielte c-Moll-Serenade geriet zum Paradestück des in schönster Klang- und Farbbalance aufspielenden Ensembles, das vom Publikum mit langem, herzlichen Applaus bedacht wurde. Es musizierten: Min-Kyu Yoon, Ji-Hyun Park (Oboen), Susanne Heilig, Kristof Kaminski (Klarinetten), Johannes Hofmann, Kristof Kaminski (Bassetthörner), Hartmut Welpmann, Yun-Seang Lee, Thomas Janzing, Martina Gatzki (Hörner), Carl-Sönje Montag, Chih-ti Wang (Fagotte), Lachezara Valchanova (Kontrabass).

Artikel vom 22.05.2006