20.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Das Opfer im Schlaf überrascht

17-Jähriger nach dem Tod eines 16-jährigen Internatsschülers in Haft

Schelklingen (dpa). Nach dem Tod eines 16-jährigen Internatsschülers in Schelklingen bei Ulm sitzt ein 17-jähriger Tatverdächtiger in Haft.
Ein Kreuz, Blumen, Briefe und ein Foto des Opfers erinnern an die Tat.

Nach den bisherigen Ermittlungen hat bei der Bluttat Streit um Geld eine Rolle gespielt. Der 17-Jährige, der wegen Gewaltdelikten vorbestraft ist, habe das Opfer im Schlaf überrascht, sagte ein Polizeisprecher. Die Tatwaffe sei indessen noch nicht gefunden worden.
»Der Festgenommene ist kein ordentlicher Schüler unserer Schule«, betonte der Schulleiter Michael Deckwerth. »Der Tod des Jungen wird uns noch länger beschäftigen, unabhängig davon, was die Polizei noch herausfindet«, sagte Deckwerth.
Am Mittwochmorgen war der 16-Jährige mit mehreren Messerstichen getötet worden.
Eine Sonderkommission hatte bis zur Festnahme des Tatverdächtigen 60 Spuren verfolgt. Das 16-jährige Opfer hatte mit seinen Mitschülern in einer alten Mühle gewohnt, die etwa 300 Meter vom Internatsgebäude des evangelischen Landerziehungsheimes Urspringschule entfernt ist.
In der Wohnung hielten sich in der Nacht zum Mittwoch nach Angaben der Polizei 14 Menschen auf, darunter die Bewohner sowie ein Erzieher mit seiner Familie. Ein Mitbewohner entdeckte den Schüler blutüberströmt vor der Haustür der Wohnanlage, nachdem er von Lärm geweckt worden war.
An den Händen des Opfers entdeckte die Polizei Verletzungen, die sich der Junge vermutlich bei dem Versuch zugezogen hatte, den Angriff abzuwehren.
Die evangelische Urspringschule gehört zum Verbund der Landerziehungsheime. Nach Medienberichten drückten dort unter anderem der Moderator der ARD-»Tagesthemen«, Ulrich Wickert, und der Literaturkritiker Hellmuth Karasek die Schulbank.
Für etwa ein Drittel der Schüler zahlen Eltern das Schulgeld von 2100 Euro monatlich. Bei 25 Prozent übernimmt die öffentliche Hand die Finanzierung, die übrigen erhalten Stipendien.
Derzeit werden etwa 270 Mädchen und Jungen aus aller Welt von der dritten Klasse an bis zum Abitur an der Schule unterrichtet. Die Hälfte von ihnen wohnt im Internat. Etwa 70 Lehrer sind hier beschäftigt.

Artikel vom 20.05.2006