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Täglich zwei Einheiten:
Titel-Schmiede Schweiz

WM-Aufgebot in Genf auf Sepp Herbergers Spuren

Genf (dpa). Nach dem Umzug von Sardinien nach Genf hat für Kapitän Michael Ballack und seine Kollegen die WM-Vorbereitung endgültig begonnen. In der Schweiz, wo Sepp Herberger 1954 das »Wunder von Bern« gelang, will Jürgen Klinsmann dem »Chef« nacheifern und bis zum 30. Mai die Grundlagen für den vierten deutschen WM-Titel legen.

»Hier wird zwei Mal täglich gearbeitet, es wird eine hohe Belastung geben. Besonders vormittags wird in kurzen Einheiten extrem gepowert«, kündigte der Bundestrainer an und meinte scherzhaft: »Ich denke, die Jungs werden abends keine Lust mehr haben, in die Stadt zu gehen.«
Nach der Trennung von den Familien, mit denen die Spieler am Samstag die Regenerations-Tage auf Sardinien mit einem Bowling-Abend ausklingen ließen, hat Klinsmann erstmals alle 23 Spieler um sich. Abwehrspieler Philipp Lahm war nach seiner Operation am linken Ellbogen tags zuvor sogar noch nach Italien angereist, um dort mit einer Gipsschiene das Lauftraining aufzunehmen. Torhüter Jens Lehmann stieß am Sonntag beim Mittagessen im Genfer Quartier zum Team.
Beim ersten Training im Stadion von Servette Genf war gestern Nachmittag allerdings nur ein Rumpfaufgebot dabei: Während Lehmann seine erste Übungseinheit mit Torwartcoach Andreas Köpke absolvierte, fehlten die Grippe geschwächten Tim Borowski und Mike Hanke. Neben Lahm und den Rekonvaleszenten Christoph Metzelder und Sebastian Kehl sollte auch Lukas Podolski wegen Rückenbeschwerden bei der geheimen Übungseinheit höchsten eingeschränkt mitmachen.
Bierhoff war trotz der zunehmenden Personalsorgen zuversichtlich: »Das ist alles nichts, was die Arbeit in den nächsten Tagen behindern könnte.«
Volle Konzentration auf die Weltmeisterschaf: Sonnenbaden, Beachvolleyball, Go-Kart-Fahren und Barbecue, diese schönen Tage auf Sardinien sind endgültig vorbei. Allerdings war schon die Wellness-Woche mit den Familien auf der Mittelmeer-Insel nicht immer ein Vergnügungsurlaub, wie Klose bemerkte: »Wir haben nicht nur die Seele baumeln lassen.« Am Genfer See rechnen die Spieler mit schweren Beinen. »Man freut sich darauf zu sehen, wo die eigenen Grenzen sind«, sagte Leverkusens Abwehrspieler Jens Nowotny.
Jetzt beginnt die entscheidende Phase beim Kampf um die Stammplätze. »Wir werden alles geben, dass es für uns eine erfolgreiche WM gibt. Wir müssen die richtige Dosierung im Training finden, damit jeder vor dem ersten Spiel sagen kann: 'Ich bin topfit'«, stellte Kapitän Ballack fest.
Nach dem »Trainingslager vor dem Trainingslager« (Oliver Kahn) mussten die Nationalspieler am Sonntagmorgen auch ihren Liebsten bis zum Kurzurlaub am Pfingst-Wochenende erst einmal Lebewohl sagen. Die Mitnahme der Familien nach Sardinien kam bei den Spielern extrem gut an. »Wenn man sechs, sieben Wochen von Familie und Kindern weg ist, kommen schnell Frust oder Lagerkoller-Geschichten auf. Durch die gemeinsame Zeit hier wurde die Trennung verkürzt«, erklärte Ersatz-Torhüter Kahn.

Artikel vom 22.05.2006