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Wissen und Lebenstüchtigkeit vermittelt

Südschule feiert 100-jähriges Jubiläum - Kulturelle Vielfalt als prägendes Charakteristikum

Von Peter Monke (Text und Fotos)
Brackwede (WB). »Generationen von Schülern sind hier im Laufe der Jahrzehnte ein- und ausgegangen, doch eines haben alle gemeinsam: Ihre Schulzeit bleibt nach der Familie eine der wichtigsten Stationen in ihrem Leben.« Mit diesen Worten gratulierte Bielefelds Bürgermeister Detlef Helling am Samstag der Südschule zu ihrem 100. Geburtstag.

Schüler, Lehrer und Eltern hatten sich für die Jubiläumsfeier eine Menge einfallen lassen. Das Kleinkram-Orchester der Klasse 1/2c sorgte in seinem Liedvortrag für einen Auftakt mit »Pauken und Trompeten«, ehe Eileen Heiler aus der Klasse 1/2b die Rede des Bürgermeisters mit zwei kleinen Geigenstücken vorbereitete. Der lobte die Schule als »eine Institution, in der den Kindern neben Wissen stets auch eine Portion Lebenstüchtigkeit mit auf den Weg gegeben wird«. Der Charakter der Südschule sei in besonderem Maße von Kindern verschiedener Kulturen geprägt, die hier gemeinsam leben und lernen würden. Angesichts der immer höheren Anforderungen an Schulen sei daher in puncto Integration enorm viel Fantasie und Kreativität von Seiten der Lehrer gefragt.
Schulamtsdirektor Gerd Zimmermann griff in seiner Rede diesen Gedanken auf: Schon vom kommenden Schuljahr an werde die Südschule eine neue Auffangförderklasse einrichten. Dort sollen alle Kinder, die als Seiteneinsteiger zum Beispiel aufgrund sprachlicher Defizite noch nicht am Regelunterricht teilnehmen können, zunächst separat gefördert und an das Niveau der anderen Schüler herangeführt werden. »Die Südschule wird immer mehr in die Eigenverantwortlichkeit entlassen werden, und ich bin sicher, dass sie diesen Schritt meistern wird.«
Die älteren Schüler der Klassen drei und vier lockerten das Programm zwischen den Reden mit Theater und Sketchen auf: Den Schulalltag an der Südschule vor 100 Jahren beleuchtete ein Stück über die Häschenschule, in der viel Wert auf Disziplin und Gehorsam gelegt wurde. Ein kleiner Hase, der nicht spuren wollte, bekam gar die »Löffel« langgezogen und musste für seinen Ungehorsam in der Ecke stehen. Die Sketche widmeten sich dagegen eher aktuellen Themen: Marie (10) und Tim (10) nahmen humorvoll die Probleme vieler Schüler mit der Groß- und Kleinschreibung aufs Korn. Der gut gemeinte Tipp vieler Lehrer, wonach alles groß geschrieben wird, was man anfassen kann, erwies sich ihrer Meinung nach als wenig hilfreich. Schließlich würde das bedeuten, dass man »Ofen« groß oder klein schreiben müsse, je nachdem, ob er gerade kalt oder heiß ist. Und auch das Wort »Löwe« dürfe nach dieser Regel nur klein geschrieben werden, denn: »Niemand fasst einen Löwen an, wenn er nicht gerade lebensmüde ist.«
Besonders viel Applaus bekam eine Gruppe von Müttern, die in orientalisch anmutenden Kostümen verschiedene Tänze aus Anatolien aufführten. Mit dem gemeinsam gesungenen Lied »Ich lieb' die Schule« endete schließlich der offizielle Festakt. Bei einem Rundgang durch eine Ausstellung über die 100-jährige Geschichte der Südschule und anschließender Stärkung in »Oma's Kaffeestube« konnten die erwachsenen Besucher das Schulfest gemütlich ausklingen lassen. Die Kinder versuchten sich lieber an der Schokokuss-Wurfmaschine und an der Torwand oder statteten dem Flohmarkt und dem Schminkstand einen Besuch ab.

Artikel vom 22.05.2006