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Hautärztin Dr. Alexandra Grothaus aus Bielefeld warnt vor einem Sonnenbrand.

Sommer, Sonne, SonnenbrandÉ

Hautärztin Dr. Alexandra Grothaus empfiehlt Breitbandschutz für die Haut

Von Ellen Grundmann
Bielefeld (WB). Wenn die Sonne scheint, steigt die Stimmung. Doch Vorsicht, die Haut hat wenig zu lachen, während man gut gelaunt in der Hitze brät. Abgesehen davon, dass die Sonne das Immunsystem schwächt, die Haut altern lässt, so dass Fältchen entstehen, geht auf das Konto von UVA- und UVB-Strahlen der Sonnenbrand und mit ihm ein erhöhtes Hautkrebsrisiko.

Die Haut benötigt Unterstützung und Schutz. Hautärztin Dr. Alexandra Grothaus aus Bielefeld nennt als erste Maßnahme die Sonnenschutzmittel, die in großer Vielfalt angeboten werden. »Es wird unterschieden zwischen chemischen und physikalischen Präparaten«, so die Dermatologin. Chemische Präparate absorbieren das Sonnenlicht, die physikalischen enthalten Mikropartikel, die das Licht reflektieren, erläutert sie. Bei chemischen Präparaten kann es aufgrund der Konservierungs-, Farb- oder Duftstoffe häufiger zu Allergien kommen, daher empfiehlt Dr. Alexandra Grothaus bei Kleinkindern grundsätzlich, zu physikalischen Produkten zu greifen.
Spray, Gel, Öl oder Creme - welches Sonnenschutzmittel sollte es sein? Das muss jeder für sich entscheiden, der Schutz ist derselbe. Dr. Alexandra Grothaus findet Sprays bei Männern mit Glatze praktisch, Menschen mit trockener Haut sollten Cremes bevorzugen, bei unreiner Haut ist Gel angenehm aufzutragen. Nase und Lippen, die so genannten Sonnenterrassen müssen besonders sorgfältig geschützt werden, so die Ärztin.
Wichtig ist, dass das gewählte Präparat einen ausreichend hohen Lichtschutzfaktor aufweist -Êund zwar gegen UVB- und UVA-Strahlen, die nach neuesten Erkenntnissen auch zur Hautkrebsbildung beitragen. So genannte Breitband-Lichtschutzmittel sind allererste Wahl, denn auch die Sonnenallergie wird durch UVA-Strahlen hervorgerufen. Bei der Beurteilung von UVA-Strahlung fehlt bislang ein weltweit gültiger, wissenschaftlich abgesicherter Messwert. Es gibt lediglich das Gütezeichen »australischer Standard«, das auf der Packung vermerkt sein sollte.
Je nach Hauttyp und Eigenschutzzeit - darunter versteht man die Dauer, die sich ein Mensch in der Sonne aufhalten kann, ohne dass eine Rötung auftritt, - sollte der Lichtschutzfaktor gewählt werden. Der LSF gibt an, wie viel länger man sich mit Sonnenschutz den Strahlen aussetzen darf. Damit das Präparat seine Wirkung vollständig entfalten kann, sollte es 30 Minuten vorher aufgetragen werden. »Und zwar dick!« mahnt Dr. Alexandra Grothaus und warnt in einem Atemzug vor dem Irrtum, dass erneutes Auftragen die Schutzwirkung in der Sonne verlängert. Nach dem Baden oder bei starkem Schwitzen ist Nachcremen dagegen sinnvoll, um den Schutz, der abgewaschen wurde, wieder zu vervollständigen.
»Säuglinge gehören überhaupt nicht in die pralle Sonne!«, betont die Medizinerin aus Bielefeld. Kinderhaut ist besonders empfindlich und den einfachsten Schutz können Eltern erzielen, wenn sie ihre Sprösslinge durch Kleidung schützen (wobei dunkle Kleidung einen höheren Schutz bietet als helle) und sie zum Spielen im Schatten animieren. »Ein Sonnenbrand muss unter allen Umständen vermieden werden!«, betont die Ärztin. Die Haut vergisst nichts und je häufiger in jungen Jahren ein Sonnenbrand zu beklagen war, desto größer wird für den Erwachsenen das Risiko an Hautkrebs zu erkranken. Zwischen 11 und 15 Uhr sollte die Sonne strikt gemieden werden. Das gilt für kleine und große »Sonnenanbeter« gleichermaßen, denn dann ist die Strahlung am intensivsten.
Im Sommerurlaub am Meer ist es ratsam, die ersten Tage im Schatten zu verbringen. Das heißt, nicht gleich am ersten Urlaubstag stundenlang am Strand zu braten. »Dermatologen empfehlen, sich vorsichtig an die Sonne heranzutasten«, rät auch Dr. Alexandra Grothaus. Neben Bikini und Badehose lässt leichte Kleidung die Haut »durchatmen« und sich erholen. Auch der Sonnenhut ist ein unentbehrlicher Begleiter durch die heiße Jahreszeit. Für die Augen bietet eine Sonnenbrille den geeigneten Schutz. Allerdings müssen die Gläser UV-Schutz vorweisen.
»Kommt es trotz Vorsichtsmaßnahmen zu einem Sonnenbrand mit Blasen sollte unbedingt ein Hautarzt aufgesucht werden«, ermahnt Dr. Alexandra Grothaus. Anti-entzündliche Cremes und Tabletten können innerhalb der ersten 24 Stunden der Entzündung in den Zellen entgegen wirken.
Vom Vorbräunen im Solarium rät die Medizinerin ab. »Das kann gar nicht vorbereitend wirken, denn die für die Ausbildung der Lichtschwiele verantwortlichen UVB-Strahlen sind nur in geringem Anteil enthalten.« Statt den Eigenschutz (Verdickung der Lichtschwiele) heraufzusetzen, wird die Haut zusätzlich schädlicher UV-Strahlung ausgeliefert. Die Einnahme von Vitamin E und Vitamin C bewertet die Bielefelder Hautärztin dagegen eher positiv. »Vitamin E ist zum Teil in Sonnencremes enthalten und bietet wie alle Radikalfänger einen gewissen Zellschutz«, erklärt Dr. Alexandra Grothaus. Auch Betacarotin und Lykopin (Tomatenwirkstoff) bieten diesen Schutz, sind jedoch als alleiniger Schutz auf keinen Fall ausreichend!

Artikel vom 01.06.2006