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Kuatorin Verena Burhenne vor einem Fadenhygrometer von 1730.

Weihwasser wider Unwetter

Ausstellung im Bauernhaus-Museum kündet vom Umgang mit Wetter

Von Uta Jostwerner
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). »Gibt's im Jänner Wind von Osten, tut die Erde lange frosten«, lautet eine Bauernregel, die auf das Frühjahr 2006 durchaus zutrifft. »Zuverlässige Vorhersagen über das Wetter lassen sich mittels alter Bauernregeln aber nicht treffen«, sagt Verena Burhenne, Kuratorin einer Wanderausstellung, die am Sonntag, 21. Mai, 11.30 Uhr, im Bauernhaus-Museum eröffnet wird.

»Wetter -Êverhext - gedeutet -Êerforscht« zeigt den Wandel vom Wetterheiligen über den Wetterfrosch bis hin zur modernen Wettervorhersage. 150 Exponate erklären, wie Menschen früher das Wetter gesehen haben, wie sie versuchten, Unwetter abzuwenden und wie sich nur allmählich hochtechnisierte Systeme gegenüber Glauben und Aberglauben durchsetzen konnten.
Konzipiert wurde die Ausstellung vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe in enger Kooperation mit dem Bauernhaus-Museum. Seiner Leiterin Rosa Rosinski lag das Thema schon seit Jahren am Herzen. Indes sei es nicht einfach gewesen, einen kompetenten Kooperationspartner zu finden. Um so größer ist die Freude: »Es gibt kein anderes Museum in der Region, das das Thema so komplex behandelt.«
Die Schau beginnt ihre Zeitreise im hohen Mittelalter, als das Wetter noch keine Frage der Wissenschaft, sondern des Glaubens war. »Die Menschen glaubten, sie könnten Unwetter mit gottgefälligem Verhalten abwenden«, weiß Burhenne, die entsprechende religiöse Devotionalien wie Wetterkerzen, Wetterglocken und Schutzbriefe zusammengetragen hat.
Noch im 17. Jahrhundert, als, ausgehend von Italien, die Zeit des Forschens und Experimentierens begann, galten Blitz und Donner als Zeichen göttlichen Zorns. Zwar gelang es den Wissenschaftlern, wichtige Messinstrumente wie Barometer und Thermometer zu erfinden. Doch neben diesen Instrumenten - das älteste ist ein Fadenhygrometer aus dem Jahr 1730 - zeigt die Ausstellung auch eine 1842 erschienene Publikation, die Laubfrösche, Wetterfische und sogar Blutegel und spinnen als sichere Wetterverkünder nennt.
Eine Telegrafenstation aus der Zeit um 1800 steht in der Ausstellung für den Boom der Meteorologie, den die neue Informationstechnik auslöste. Nun war es einfach, die Messdaten unterschiedlicher Stationen in kurzer Zeit zu vernetzen. Heute stehen Kachelmann und Co. Wetterdaten aus aller Welt und sogar Satellitenbilder aus dem Weltraum zur Verfügung.
»Aber wir wollten keine rein meteorologische Leistungsschau machen, deshalb zeigen wir, wie Menschen zu allen Zeiten mit dem Phänomen Wetter umgegangen sind«, sagt Rosa Rosinski und verweist etwa auf Hagelprozessionen, die noch heute zur Abwendung von Unwettern abgehalten werden.
Die Ausstellung läuft bis zum 3. September. Sie kann dienstags bis feitags von 10 bis 18 Uhr und samstags, sonntags und feiertags von 11 bis 18 Uhr besichtigt werden. Museumspädagogin Lucie Deppe hat zudem für Kinder bis zu zwölf Jahren ein spannendes Programm zusammengestellt.

Artikel vom 20.05.2006