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Eine breite Mehrheit will Sennesee-Konzept

»Chance nutzen« - CDU warnt vor einem »Kostengrab«

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Die Planungen für den Sennesee im Bereich des künftigen Autobahnkreuzes von A 2 und A 33 gehen in die nächste Runde. Der Rat beschloss gestern, dass bis 1. September ein Betriebs- und Finanzierungskonzept für den See erstellt werden soll. Dafür bildete sich eine ungewöhnliche Koalition aus SPD, Grünen, Bürgergemeinschaft und FDP.

Die CDU konnte sich mit ihren Bedenken gegen das Seeprojekt nicht durchsetzen. Nur die zwei Ratsvertreter der Bürgernähe schlossen sich ihrer Ablehnung des Antrages an.
Zunächst hatten SPD und Grüne auf der einen und Bürgergemeinschaft und FDP auf der anderen Seite getrennte Anträge zur Abstimmung vorgelegt. Beide Seiten sprachen sich für den nächsten Planungsschritt aus, setzten dabei unterschiedliche Schwerpunkte. »Wir haben aber dasselbe Ziel: die wirtschaftliche Prüfung des Sees«, sagte Otto Sauer (FDP). Deshalb habe man kurzfristig eine gemeinsame Lösung gefunden.
Den Auftrag für das neue Gutachten erhält die Bädergesellschaft BBF, eine Stadtwerke-Tochter, die es in enger Zusammenarbeit mit der städtischen Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft WEGE erstellen soll. Die WEGE wurde ins Spiel gebracht, weil sie bei Unternehmern Sponsoren für das Projekt finden soll.
Der laufende Betrieb soll durch kommerzielle Freizeitanlagen so ausgerichtet sein, dass er sich finanziell selber trägt. Der Betrieb müsse durch »private Dritte« erfolgen. Gleichzeitig soll es aber auch kostenlose Angebote am See geben.
Dieser Spagat ist es, der bei der CDU die Zweifel nährt, ob das Konzept tatsächlich ohne Millionenaufwand für die Stadt realisiert werden könnte. Ralf Nettelstroth, Planungspolitiker der Union, warnte vor einem »Kostengrab« und machte erneut die Bedenken deutlich. Es sei völlig unklar, wer den See einmal betreiben solle. Die Anlage des Gewässers sei zwar technisch machbar, aber unter anderem wegen Veränderungen am Grundwasserspiegel nicht unproblematisch. Auch die Nähe zu den beiden Autobahnen mit erwarteten 100 000 Fahrzeugbewegungen am Tag dürfe nicht außer Acht gelassen werden.
»Das sind alles konstruierte Bedenken«, warf SPD-Fraktionschef Peter Clausen den Christdemokraten vor. Wichtig sei, jetzt schnell weiter zu kommen, weil noch in diesem Jahr über die Sandabgrabungen für den A 33-Bau entschieden werde. Und die sollen den See möglich machen. Dr. Inge Schulze (Grüne) räumte ein, dass der See für die Stadt nicht zum Nulltarif zu haben sein werde. »Aber das darf kein K.O.-Argument sein.« »Dass Sie gern lau baden, mag ja manchen nicht überraschen«, wandte sich Johannes Delius (BfB) gegen ein weiteres CDU-Argument, die Wassertemperatur im See werde zu niedrig sein. Doch mit solch einem Argument dürfe eine einmalige Chance für Bielefeld nicht abgetan werden.
An der breiten Mehrheit konnte schließlich auch Enno Linkmeyer (Bürgernähe) nicht rütteln, der den See biologisch kaum für überlebensfähig hält.

Artikel vom 19.05.2006