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Seit 75 Jahren mit Blitz

Hagemann ist einer der dienstältesten Opel-Händler im Land


Von Michael Diekmann
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Die legendären Hell Driver fuhren Commodore in der Radrennbahn, dynamische Angestellte in den Sechzigern Rallye Kadett (den mit der schwarzen Haube), erfolgreiche Chefs in den Fünfzigern Opel Kapitän (den mit Haifisch-Maul). Edmund Bollweg kennt all die Autos mit Blitz. Mehr noch: Bollweg, Senior der Hagemann Autohaus KG, besitzt den außergewöhnlichen Opel 1,2 Liter aus den Dreißigern.
Der grünschwarze Winzling mit 22 Pferdchen und Blattfedern auf massivem Rahmen war eines der ersten Autos, die Firmengründer Wilhelm Hagemann als Opel-Vertragshändler in der Zimmerstraße ausgeliefert hat. »Das Auto ist fahrbereit und absolut original«, berichtet Bollweg (69) und lässt Sohn Eckart (43) ans Lenkrad. Eckart ist vierte Generation in der Geschäftsführung des Familienbetriebes.
Der hält in diesem Monat exakt 75 Jahre einen Opel-Händlervertrag - in 100 Prozent Familienhand. »Wer kann das schon von sich behaupten«, ergänzt Bollweg in einer Zeit, in der die Autobranche von einem Umbruch in den nächsten steuert und längst Konzernstrukturen im Händlernetz kennt.
Autohaus ist bei Hagemann Familiensache. Wilhelm Hagemann, der 1921 Vulkanisierwerkstatt und Motorreparatur betrieb, ging mit dem Droschken-Depot Pape&Lohmeier zusammen. Erst in der Zimmer-, dann der Märkischen Straße (am Ostmannturm) wuchs die Firma dynamisch. Sohn Kurt Hagemann als zweite Generation sorgte für den Wiederaufbau nach Kriegsende, Bombenvolltreffer und Stunde Null.
Einen Olympia aus den Fünfzigern hat Bollweg ebenso aufgehoben wie Rekord-Modelle, Kadett und Admiral und den perlmuttfarbenen GT seiner Frau Karin, einer geborenen Hagemann. An den GT erinnert sich Sohn Eckart bis heute. Auch wenn er selbst in einem Manta A erste Fahrversuche startete, sich das Auto in den Sommerferien selbst aufbaute.
Bollwegs Sammlung steht für Epochen und Modellwechsel, vor allem aber für das ungeheure Engagement, mit dem das Familienunternehmen mit Zweigbetrieben in Halle und Steinhagen alle Herausforderungen gemeistert hat. Heute beschäftigt man mehr als 100 Mitarbeiter, 20 Auszubildende, versteht sich als Mehrmarkenhaus der europäischen General-Motors-Sparte: Opel steht für Volumen, Subaru für Allrad, Chevrolet für den Einstieg und Saab für das Premium-Segment.
Die Stammkunden schätzen Qualität, Kontinuität und Solidität. »Wir fühlen uns wohl als Opel-Händler«, analysiert Eckart Bollweg. Zeiten mit Qualitätsproblemen liegen zurück. Heute sind Technik und Konzepte Premium: »Am Image müssen wir feilen.« Kompetent ist Hagemann obendrein in Sachen Gas-Umrüstung. Zum Jubiläum haben die Bollwegs ihre eigene »Edition 75« aufgelegt, mit Tageszulassungen und Sondermodellen. Den laubfroschgrünen 1,2 darf man an der Stadtheider Straße bewundern - und den neuen Astra Twin-Top. Das Öffnen des Klappdachs sorgt für Menschentrauben - immer.

Artikel vom 19.05.2006