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Innovative Architektur für gehaltvolle Tropfen

Ausstellung »Weinbaukunst« im Museum Waldhof

Von Uta Jostwerner
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Der Glykolwein-Skandal sorgte 1985 für eine Erschütterung der Weinwelt, als nämlich bekannt wurde, dass einige österreichische Winzer ihrem Wein verbotenerweise Glykol beimischten. Die Auswirkungen sind bekannt. Im weitesten Sinne aber beschert die Panscherei dem Kunstverein eine Ausstellung, die unter dem Titel »Weinbaukunst« architektonisch herausragende Weingüter und Degustationsräume präsentiert.

Nur langsam erholte sich die österreichische Weinindustrie von ihrem Zusammenbruch, um sich anschließend um so vehementer mit Qualität am Markt neu zu positionieren. »Qualität verlangte nach neuen Techniken. Neue Techniken brauchten neue Räume. Architektur wurde eingesetzt, um ein neues Selbstverständnis und Image von Qualität zu erzeugen«, erläutert Kunstvereinsvorsitzender Andreas Wannenmacher, der zum nunmehr sechsten Mal eine Architekturschau für den Waldhof konzipiert und kuratiert hat.
Sie greift auf eine Wiener Ausstellung zurück, bei der 60 österreichische Weingüter sowie weitere 20 internationale Beispiele von einem Paradigmenwechsel im Bereich zweckgebundender Industrie- und Produktionsstätten künden. Anstelle banaler Gebrauchsarchitektur und gemütlich kitschiger Räumlichkeiten bedienen sich die Bauten konsequent einer qualitätvollen Architektur in zeitgenössischer Formensprache.
Aus dem reichen Fundus hat Wannenmacher elf unterschiedliche Ansätze und Weingüter aus Österreich, Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Slowenien von neun verschiedenen Architekten zusammengestellt. Sie belegen eine beeindruckende Verschmelzung von Bau- und Weinkultur, von Natur und Technik, von Tradition und Moderne.
Neben einem Modell werden die Gebäude und Räume mittels Texten, Plänen und Fotografien dokumentiert. Letztere stammen von dem bekannten Fotografen Walter Niedermayr, dessen Werk der Kunstverein Ende des Jahres in einer eigenen Ausstellung präsentiert.
Die Ausstellung wird am heutigen Freitag, 19 Uhr, in Anwesenheit dreier Architekten eröffnet und läuft bis zum 16. Juli. Sie kann donnerstags und freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 12 bis 19 Uhr besucht werden. Jeweils sonntags um 17 Uhr finden Führungen statt. Zum Rahmenprogramm gehört ein Weinfest am 17. Juni sowie ein Vortrag durch die »Welt des Weins« am 22. Juni.

Artikel vom 19.05.2006