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Nie mehr Blau
und Latzhose

Handwerker gehen mit der Mode

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Der »Blaumann« ist out. Der Handwerker von Heute trägt lieber »Workfashion«. Nach Angaben der Deutsche Berufskleider-Leasing (DBL) GmbH nehmen viele Junghandwerker den Generationswechsel zum Anlass, um die Belegschaft auf eine modischere Arbeitskleidung umzustellen.

Einer der führenden deutschen Hersteller von Arbeitskleidung, die schon 1788 gegründete Kölner Firma Bierbaum Proenen (BP), nahm erstmals vor drei Jahren Workfashion in ihr Programm auf - mit großem Erfolg, wie Verkaufsleiter Karol Ast gestern bei der Vorstellung der dritten Kollektion betonte: »Die jungen Handwerker haben genug von Latzhose und Königsblau.«
Die neue Mode setzt stattdessen auf gedeckte Farben wie Schwarz, Grau und Schilfgrün. Qualität und Funktionalität - von der Schlaufe für den Hammer bis zur staubfreien Tasche für das Handy - bleiben wichtig. ÊAußerdem, so ergab eine Umfrage von BP, legen die Angestellten großen Wert auf Tragekomfort: »Hosen, die erst knapp unterhalb des Brustanfangs enden, sind vielen ein Gräuel.« Die moderne Bundhose müsse leger auf der Hüfte sitzen.
Die DBL zählt mit 13 Vertragspartnern und 24 Standorten nach Angaben von Geschäftsführer Andreas Merk zu den drei größten deutschen Leasingunternehmen für Berufskleidung. Der Umsatz der Gruppe lag 2005 mit 161,3 Millionen Euro um 0,6 Prozent über Vorjahresniveau. Er wurde von 2065 Mitarbeitern erwirtschaftet. 70 Prozent der 42 901 Firmenkunden aus Handel, Industrie, Handwerk, Dienstleistung sowie Verbänden wie neuerdings dem Bayerischen Roten Kreuz sind kleine Betriebe mit nicht mehr als 20 Beschäftigten.
Mit 108,16 Millionen Euro entfiel der größte Teil des Umsatzes auf das Kerngeschäftsfeld Berufsbekleidung. Immerhin 11,6 Millionen Euro erwirtschaftete die DBL mit Mietfußmatten -Êein Bereich, der Merk zufolge einem starken Preisdruck ausgesetzt ist. Dies gilt auch für den dritten Bereich, die Glatt- und Flachwäsche; als solche bezeichnet die Branche Tischtücher, Servietten und Badezimmerwäsche überwiegend für Gastronomie und Hotellerie. Hier musste die DBL einen Umsatzrückgang von 4,6 Prozent hinnehmen. Insgesamt hat die Gruppe 23 547 Tonnen Wäsche gereinigt; eine normale Haushaltswaschmaschine müsste dafür 537 Jahre ununterbrochen im Einsatz sein.
Merk schätzt den Reinigungsmarkt in Deutschland auf 3,2 Milliarden Euro. Davon entfielen 2,3 Milliarden Euro auf textiles Leasing und Lohnwäschereien. Aktuell befinde sich die Konjunktur im Aufschwung. Davon profitiere auch die Branche. Traditionell mittelständisch geprägt sei sie jedoch einem starken Konzentrationsprozess ausgesetzt.

Artikel vom 19.05.2006