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»Frankfurt hat
uns vorgeführt«

UEFA-Cup: 0:4 schockt Potsdam

Potsdam (dpa). Die Siegerinnen genossen die Genugtuung, in der Potsdamer Kabine herrschte Stille: Mit einem 4:0--Auswärtssieg im Final-Hinspiel um den UEFA-Pokal haben die Fußball-Frauen des 1. FFC Frankfurt den Meister Turbine Potsdam gedemütigt und sich den Weg zum zweiten Cup-Gewinn nach 2002 frei geschossen.

Sie brachten dem UEFA-Cup-Verteidiger nicht nur die zweite Niederlage im 17. Europacupspiel bei, sondern sind nun auch auf bestem Wege, den Traum der Brandenburgerinnen vom historischen »Dreier« nach dem Gewinn von Meisterschaft und DFB-Pokal zu beenden. Im Rückspiel am 27. Mai hilft Turbine nur noch ein Wunder, um doch noch das erste Triple zu feiern.
»In der Kabine reichten die Gesichter bis zum Boden«, gestand Potsdams Abwehrchefin Inken Becher nach der Schlappe vor 4431 Besuchern. Drei Mal hatten die »Torbienen« in dieser Saison den Erzrivalen aus der Mainmetropole schon klar besiegt, im vierten Match innerhalb von sechs Wochen ging nichts mehr. Die Enttäuschung war entsprechend groß. »Die Frankfurterinnen haben uns vorgeführt. So kann das nicht weitergehen«, beklagte Conny Pohlers. Die Rekord-Torjägerin der Bundesliga mit 35 Treffern hatte selbst die erste Riesenchance des Spiels, doch setzte sie in der 2. Minute freistehend den Ball neben das Tor. »Die Batterien sind einfach leer. Wir hätten uns nur mit der Führung auf einer Welle der Euphorie über das Spiel retten können«, konstatierte Trainer Bernd Schröder. »Aber wir hatten eine Super-Saison und müssen uns für das 0:4 nicht schämen.«
Beste Stimmung, aber dennoch warnende Worte bestimmten hingegen die Atmosphäre im Frankfurter Team, dessen Sieg auf Grund der cleveren Spielanlage auch in dieser Höhe verdient war. »Wir haben an uns geglaubt, das war ausschlaggebend«, meinte Renate Lingor, die den Gastgebern mit ihrem direkt verwandelten Freistoß bereits in der 6. Minute den Schneid abkaufte und sechs Minuten vor dem Ende mit dem 4:0 das Debakel für Potsdam perfekt machte. Zudem trafen Sandra Albertz (64.) und Kerstin Garefrekes (77.).
»Weltfußballerin« Birgit Prinz ging trotz einer Klassepartie diesmal leer aus. »Uns war klar: Wer das erste Tor macht, für den läuft es besser. Das 1:0 war wichtig für unser Selbstbewusstsein«, meinte die Torjägerin. Unerklärlich fand die 28-Jährige die Pfiffe des Publikums. »Potsdam ist der einzige Ort, wo ich ausgepfiffen werde. Ich kann mir das nicht erklären.«
Trainer Hans-Jürgen Tritschoks dämpfte die schon aufkommende Euphorie: »Heute haben wir alles richtig gemacht, aber in Frankfurt stehen uns noch schwere 90 Minuten bevor. Wir haben den Pokal noch nicht in der Hand.«

Artikel vom 22.05.2006