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Beckenbauer ist
der elfte Mann

Zehn Bayern-Profis bei der WM

Von Klaus Lükewille
München (WB). Der FC Bayern, der Großlieferant für die Fußball-Weltmeisterschaft. Zehn Profis stellt der Deutsche Rekordmeister aus München ab. Und ein Ober-Bayer spielt den elften Mann: Vereins-Präsident Franz Beckenbauer ist während der Turnier-Tage als Organisationschef im Dauereinsatz.

Allerdings: Der Bayern-Plan, das »Gerüst« der deutschen Auswahl beim WM-Heimspiel zu stellen, der verschwand schnell in der Schublade des Bundestrainers. Wenn es am 9. Juni in München bei der Eröffnungspartie gegen Costa Rica los geht, ist nur ein Kicker aus dem Spitzen-Ensemble der Bundesliga ganz fest gesetzt: Kapitän Michael Ballack.
Kollege Oliver Kahn steht nicht im Tor, sondern hockt nur auf der Bank. Hier dürfte auch Bastian Schweinsteiger beim ersten Anpfiff Platz nehmen. Und hinter dem Einsatz von Philipp Lahm im ersten Vorrunden-Duell steht nach dessen Armbruch ebenfalls noch ein dickes Fragezeichen.
Bayern für Deutschland?
Die mit Abstand beste Liga-Auswahl hat hier nicht mehr so viel zu bieten. Sicher, Sebastian Deisler wäre eine feste Größe gewesen. Aber er verpasst wegen einer Verletzung jetzt schon seine zweite WM. Mehmet Scholl, von vielen Seiten als »Joker« gefordert, war für Jürgen Klinsmann nie ein Thema. Da sollen und müssen jetzt andere Kandidaten stechen.
Der Titelverteidiger baut dagegen auf zwei Münchner Meister. Lucio, schon 2002 im Finale mit von der Partie, und Ze Roberto, sie stehen im Kader der Brasilianer. Für Frankreich wird Willy Sagnol verteidigen und flanken, Paraguay hofft auf die Tore des rechtzeitig vor der Endrunde wieder gesunden Roque Santa Cruz. Im englischen Team will Owen Hargreaves seine internationale Klasse beweisen. Und der Iran erwartet die Regie-Einfälle von Ali Karimi.
Macht zusammen: zehn Bayern-Profis auf WM-Tournee. Ganz schön viel, aber es hätten noch ein paar mehr sein können. Denn im Februar 2006 glaubte Manager Uli Hoeneß: »Ich bin sicher: Wir schicken 15 Spieler in das Turnier.« Doch einige Legionäre fielen durch's Test-Sieb - oder standen gar nicht erst zur Debatte. Wie Valerien Ismael, der in Frankreich nur als zweite Wahl gilt.
In diese Kategorie gehören inzwischen auch Roy Makaay und Martin Demichelis. Die Niederländer haben offensichtlich trefflichere Angreifer, die Argentinier noch bessere Abwehrspieler.
Dass sie jetzt »nur« zehn Kicker abstellen müssen, hat für die Bayern auch wieder eine gute Seite in der Vorbereitung auf die neue Saison. Denn nun kommen nicht ganz so viele zurück, die eine WM in den Beinen haben. Zwei sowieso nie mehr. Michael Ballack und Ze Roberto haben in München ihren Abschied eingereicht.

Artikel vom 20.05.2006