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Fahrradhelm rettet Fußgängerin

Auto erfasst Frau - Styroporschale verhindert schwere Kopfverletzungen

Von Christian Althoff
Gütersloh (WB). Ein Fahrradhelm hat in Gütersloh eine Fußgängerin vor schwersten Kopfverletzungen bewahrt. »Es war reiner Zufall, dass ich ihn trug, als mich ein Auto anfuhr«, erzählt Kerstin Pabel (41).

St. Elisabeth-Hospital, Zimmer 301. Hier liegt Kerstin Pabel seit zwei Wochen - mit doppeltem Beckenbruch und einer Unterarmfraktur. »Dass es nicht noch schlimmer gekommen ist, verdanke ich diesem Schutzhelm«, sagt die Patientin und zeigt die Kunststoffschale, aus der bei dem Unfall Stücke herausgebrochen waren.
Die Gütersloherin wollte am 4. Mai mit ihren neunjährigen Zwillingen Patrick und Pascal zum Bäcker. »Ich habe mein Fahrrad genommen, die Jungs haben ihr Kettcar samt Anhänger benutzt.« Kurz vor der Bäckerei musste eine Straße überquert werden. »Weil mir das mit dem Kettcar zu gefährlich schien, ließ ich die Kinder und die Fahrzeuge zurück und bin zu Fuß hinübergelaufen.« Den Helm behielt die Mutter auf - unbewusst.
Die Frau hatte gerade die andere Straßenseite erreicht, als sie aus dem Augenwinkel sah, wie ein VW Golf auf sie zuschleuderte. Ein Mercedes hatte den Golf seitlich gerammt, der Kerstin Pabel erfasste. Die Fußgängerin wurde schwer verletzt und knallte mit der linken Kopfseite auf die Kofferraumkante. »Ich erinnere mich noch, dass ich starke Kopfschmerzen hatte. Im Krankenhaus haben sie mich sofort im Computerthomographen untersucht, aber mit meinem Kopf war alles in Ordnung«, erzählt die Patientin. Mindestens zwei Wochen muss sie noch im St. Elisabeth-Hospital bleiben, anschließend ist möglicherweise eine Reha-Kur notwendig.
Hauptkommissarin Ellen Haase aus Gütersloh, die seit Jahren im In- und Ausland für das Tragen von Fahrradhelmen wirbt: »Wenn aus einem Qualitätshelm Stücke herausbrechen, ist der Aufprall so stark gewesen, dass der Kopf ohne Helm zertrümmert worden wäre. Diese Unfall zeigt wieder einmal, wie wichtig Schutzbekleidung sein kann.«
Kerstin Pabel und ihr Mann Peter (40), ein Karosseriebaumeister, tragen seit Jahren Helme beim Radfahren: »Wir haben damit angefangen, als unsere Kinder ihre ersten Räder bekamen. Wir wollten gute Vorbilder sein, und heute sind Helme für unsere ganze Familie selbstverständlich.«
Etwa 600 Fahrradfahrer kommen jedes Jahr in Deutschland bei Verkehrsunfällen ums Leben - »die meisten wegen schwerer Schädel-Hirnverletzungen«, erklärt Ellen Haase. Selbst Billighelme für weniger als zehn Euro könnten Leben retten, sagt die Polizeibeamtin. »Wichtig ist, dass der Helm fest und waagrecht auf dem Kopf sitzt und der Kinngurt geschlossen ist.«

Artikel vom 19.05.2006