19.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Einfach, ernst
und schwerelos

Peter Zadek ist heute 80 Jahre alt

Berlin (dpa). Mit Intelligenz und nicht ohne Spaß Theater machen und dabei vor allem die Schauspieler lieben - das ist vielleicht auf einen Nenner gebracht das berufliche Credo des Peter Zadek. Heute wird der Regisseur 80 Jahre alt.

Theater »einfach, ernst und schwerelos«, meinten Kritiker zu seiner Arbeit. Ein besonders guter Intendant allerdings war der Regisseur nach eigenem Bekunden nie, weder in Bochum, Hamburg noch Berlin, auch wenn er jeweils Furore machte.
Dafür wurde Zadek als Regisseur der unerschrockene und liebevolle Provokateur des bürgerlichen Bildungstheaters, das er auffrischte wie nur wenige andere - mit Shakespeare, Tschechow und Ibsen als seinem »Dreigestirn unter den Theatergöttern«.
Am meisten beschäftigt hat den Theatermann, der dem Boulevardesken und dem Revuehaften ebenso zugetan ist wie der Darstellung des blanken Grauens und der Tragödie, die Figur des Shylock in Shakespeares »Kaufmann von Venedig«: »Weil ich mich mit der Figur komplett identifiziert habe - als Jude, als Außenseiter und natürlich besonders in Deutschland«, bekannte Zadek. Dennoch haben Zadek, der in seiner Jugend mit Politik nicht viel anfangen konnte und lieber Geige spielte, auf der Bühne vor allem »normale« Menschen interessiert, die in Exzesse hineingezogen werden, wie es im Vorwort zu dem jetzt erschienenen zweiten Teil seiner Erinnerungen über »Die heißen Jahre 1970-1980« heißt.
Zu seinen Protagonisten gehörten über Jahre vor allem Ulrich Wildgruber, Eva Mattes und Uwe Bohm. Wildgruber war der unvergessene Othello in Zadeks Shakespeare-Inszenierung 1976 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, die der Regisseur für »einen absoluten Wendepunkt für das deutsche Theater« hält, das sage er ohne Eitelkeit. Mit Ulrich Tukur inszenierte er 1984 einen seiner größten Theatererfolge, Joshua Sobols »Ghetto«. Zadek arbeitete auch für das Fernsehen und den Film.

Artikel vom 19.05.2006